Rindsfilet aus Argentinien: fünf statt zehn Franken! Schweizer Hackfleisch: 40 Prozent Rabatt! Schweinsnierstück: 1.65 statt 3.70 Franken! Mit solchen Angeboten bringen Detailhändler potenzielle Kunden dazu, bei ihnen einzukaufen – zum grossen Ärger der Bauern.
«Es kann doch nicht sein, dass ein Kilo Hackfleisch günstiger ist als ein Kilo Kuh!», ruft Markus Ritter (55) aus. Der Präsident des Bauernverbands und Mitte-Nationalrat meint damit, dass Detailhändler das Fleisch in vielen Fällen für weniger Geld verkaufen, als sie pro Kilo Schlachtgewicht zahlen. «Diese exorbitanten Rabatte senden das falsche Signal aus», findet Ritter. Es sei nicht richtig, ein hochwertiges Lebensmittel wie Fleisch buchstäblich zu verramschen.
Sollten sich Detailhändler absprechen?
Biobauer und Grünen-Nationalrat Kilian Baumann (41) sieht das ähnlich – und will solche Lockvogel-Angebote nicht länger hinnehmen. In einem Vorstoss fordert er den Bund auf, ein Werbeverbot dafür zu prüfen. «Die Dumpingpreise von – oftmals – ausländischem Fleisch gehen zulasten der einheimischen Bauern», sagt Baumann. Sonderangebote führten dazu, dass Schweizer Label-Fleisch liegen bleibe.
Baumann schwebt eine freiwillige Selbstbeschränkung vor: Die Detailhändler sollten sich absprechen, auf derlei Aktionen zu verzichten. Ähnliche Selbstverpflichtungen gebe es bei Werbung, die sich an Kinder richtet. Sollte dies nicht gelingen, wäre für Baumann auch ein Werbeverbot denkbar. Der Bundesrat soll nun in einem Bericht die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen.
Bauernverband-Präsident Ritter ist dagegen
Biobauer Baumann kann auf Unterstützung von Mitte- und FDP-Politikerinnen zählen. Mitte-Nationalrätin Priska Wismer-Felder (51) etwa findet: «Billigaktionen für importiertes Fleisch machen den Markt für einheimisches Fleisch kaputt.» Eine Selbstbeschränkung der Detailhändler zu prüfen, sei daher richtig.
Obwohl auch der Bauernverband Lockvogel-Angebote kritisch sieht, lehnt Präsident Ritter diesen Vorstoss ab, dies sei «ein krasser Eingriff in die Marktwirtschaft». Untätig bleiben will er dennoch nicht. Auch beim Bauernverband stört man sich daran, dass der Anteil von Bio- und Label-Fleisch seit Jahren stagniert und will zu diesem Thema einen runden Tisch ins Leben rufen, wie der «Tages-Anzeiger» kürzlich berichtete.
Gemeinsame Branchenlösung
Vertreter der gesamten Wertschöpfungskette sollen damit eine gemeinsame Branchenlösung finden, so Ritter –von den Bauern über die Fleischverarbeiter bis hin zu den Detailhändlern: «Das scheint uns zielgerichteter als ein gesetzliches Werbeverbot.»
Ob das Postulat von Biobauer Baumann im Parlament eine Mehrheit findet, bleibt deshalb offen. Denn die Erfahrung zeigt: Wenn die Bauernlobby ein Geschäft verhindern will, ist sie in aller Regel erfolgreich.
Bei einem Nein dürfte indes der Druck auf den Bauernverband wachsen, den runden Tisch zum Thema Label-Fleisch auch tatsächlich einzuberufen – und Lösungsvorschläge auszuarbeiten.