Der Winter ist vorbei und die Schweiz hat ihn ohne Energiemangel überstanden. Trotzdem will SVP-Energieminister Albert Rösti (55) auch in der nächsten kalten Jahreszeit dazu aufrufen, die Heizung runterzudrehen und kürzer zu duschen. «In diesem Winter hatten wir Wetterglück», sagte er.
Der nächste Winter könne kritischer werden. Dann nämlich, wenn er kälter werde, weniger Energie importiert werden könne und es einen trockenen Sommer gebe. «Darum ist es sinnvoll, so Strom zu sparen, dass es keinen Wohlstandverlust gibt, aber dem Portemonnaie guttut.»
Detailhändler kommen an ihre Energiespar-Grenzen
Doch wie viel Stromsparen ist noch möglich? Bei einem Treffen der Winter-Energiespar-Initiative präsentierten verschiedene Wirtschaftsvertreter ihre Lösungsansätze, die sie in den vergangenen Monaten angewendet haben.
Für Dagmar Jenni (54), Direktorin des Detailhandelsverbands Swiss Retail Federation, ist im Hinblick auf den nächsten Winter klar: Bei den Energiesparmassnahmen kommen die Läden an ihre Grenzen. Der Detailhandelsverband hatte im Oktober 37 Sparmassnahmen vorgeschlagen, darunter tiefere Temperaturen im Laden, weniger Beleuchtung oder den Verzicht auf rein dekorative Beleuchtung. Mehr werde schwierig.
Bundesrat Rösti äussert Verständnis für die Aussagen. «Es braucht natürlich auch technische Massnahmen, um zu sparen, gerade auch in den Unternehmen.» Die Maschinen würden effizienter werden. Er erwähnt den Energie-Mantelerlass, mit dem geplant ist, dass die Elektrizitätswerke auch Sparmassnahmen über Beratungen und Empfehlungen für neue Geräte «verkaufen».
Die Detailhandelsbetriebe hätten jetzt schon fleissig gespart, sagt Jenni. Kommt es zum Ernstfall – bei dem sogar Stromkontingentierungen drohen – dürften nicht jene Betriebe bestraft werden, die freiwillig gespart hätten. Eine Forderung, mit der Jenni bislang beim Bundesrat aufgelaufen ist.
Energiesparen dürfte länger dauern
Auch die Bevölkerung soll sparen. Möglicherweise über den kommenden Winter hinaus. In den nächsten Jahren bestehen weiterhin Risiken für die Schweiz. «Eine genaue Jahreszahl anzugeben, wäre vermessen», sagt Rösti. Jetzt müsse schnell Winterstrom zugebaut werden. Bedeutet: Höhere Staumauern, mehr Solaranlagen in den Alpen und mehr Windräder. «Da reden wir natürlich von fünf bis zehn Jahren in einem guten Fall.»
Dabei ist der Bundesrat darauf angewiesen, dass die Bevölkerung mitmacht. Schon jetzt hat die Schweiz das Stromsparziel verfehlt. Nur gerade vier Prozent – davon ein Prozent wegen des warmen Winters – hat die Schweiz gespart. Angepeilt waren zehn Prozent. Besser sieht es beim Gas aus: Zwischen Oktober und März wurden 5800 Gigawattstunden Gas gespart – das entspricht dem Vierfachen des jährlichen Gasverbrauchs des Kantons Basel-Stadt.
Dass die Bevölkerung mit den vielen Spar-Appellen nicht abstumpft, will Rösti in der neuen Kampagne berücksichtigen. «Bei den heutigen hohen Strompreisen macht es durchaus Sinn, Stromsparmassnahmen zu treffen, wo es möglich ist.»