Die Lieferung des Impfstoffs kommt ins Rollen. Acht Millionen weitere Dosen sind bis Ende Juli zugesagt. Das gab der Bundesrat am Donnerstag bekannt. Nächste Herausforderung: Die Dosen müssen auch verimpft werden. Der Ball liegt damit bei den Kantonen.
Viele Kantone setzen auf eine Kombination von Impfzentren, Arztpraxen und Apotheken. Unter den Ärzten ist diese Strategie allerdings umstritten.
Streit um Apotheken und Impfzentren
Felix Huber sind gerade die Impfzentren und Apotheken ein Dorn im Auge. «Die Impfung ist nicht ohne Risiken», sagt der Präsident des Ärztenetzwerks Medix. Er glaubt, dass die Impfzentren nicht funktionieren würden. Apotheken könnten das nicht leisten – weshalb Huber ihren Einbezug falsch findet.
Das sieht Philippe Luchsinger von der Vereinigung Haus- und Kinderärzte Schweiz (MFE) anders. «Wenn wir schnell impfen wollen, dann braucht es alle: die Impfzentren genauso wie die Hausärzte, aber auch die Apotheken», sagt der MFE-Präsident. Die Apotheken müssten einfach gut vorbereitet sein.
Ärzte kennen Patienten
Auch Yvonne Gilli (64), Präsidentin des Berufsverbandes der Ärztinnen und Ärzte (FMH), sagt: «Wenn wir möglichst schnell möglichst viele Personen impfen möchten, brauchen wir alle Kanäle.» Gleichzeitig aber plädiert sie dafür, den Impf-Fokus auf die Arztpraxen zu legen.
Denn gerade bei Risikopatienten sei eine gründliche Aufklärung wichtig. Und Hausärzte würden im Gegensatz zu Impfzentren und Apotheken die Krankengeschichte der Patienten kennen. Das sieht auch Huber so. Er ist überzeugt, dass die Impfkampagne zum Schluss ohnehin an den Arztpraxen hängen bleiben wird.
Kantonaler Flickenteppich
Gerade die Hausärzte aber waren bei der Impfkampagne lange zurückhaltend. Grund: die Vergütung. 24.50 Franken pro Piks seien nicht annähernd kostendeckend, kritisiert MFE. Erst nachdem mehrere Kantone einen Zustupf beschlossen oder zumindest angekündigt haben, ist auch der Hausärzteverband mit an Bord.
Wirklich zufrieden sind weder Luchsinger noch Gilli. «Wir haben jetzt genau den Flickenteppich, den wir eigentlich verhindern wollten», sagt der MFE-Präsident. So zahlt etwa Zürich eine zusätzliche Abgeltung, Bern oder Luzern dagegen nicht. Doch selbst dort finden sich genug Ärzte, die mitmachen.
Dieser «Kantönligeist» verhindere ein zügiges und unkompliziertes Vorgehen, befürchtet Gilli. Die FMH rät ihren Mitgliedern etwa davon ab, Patienten über die Kantonsgrenze hinweg zu impfen. Wegen der uneinheitlichen Entschädigungen sei der administrative Aufwand kaum zu bewältigen.