Ringen um die Maurer-Nachfolge
Gegen SVP-Rösti regt sich Widerstand – aus den eigenen Reihen

Der Berner Nationalrat Albert Rösti gilt als Favorit auf den vakanten SVP-Bundesratssitz. Doch: Den Hardlinern in der Partei ist er zu wenig stramm auf Parteikurs. Sie suchen fieberhaft nach Alternativen.
Publiziert: 09.10.2022 um 14:29 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2022 um 15:07 Uhr
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Die Rücktrittsankündigung von SVP-Bundesrat Ueli Maurer hat in der eigenen Partei viele überrascht. Das Kandidatenkarussell dreht.
Foto: keystone-sda.ch

Er gilt als der klare Kronfavorit auf die Nachfolge von SVP-Bundesrat Ueli Maurer (71): Nationalrat Albert Rösti (55). Meist zwar klar auf SVP-Kurs gilt der Berner Oberländer im Parlament jedoch als umgänglich, verlässlich und konkordanzfähig. Das hat ihm den Ruf eines politischen Machers eingetragen, der sich im Sinne der Sache auch mal kompromissbereit zeigt.

Noch hat sich Rösti gar nicht öffentlich dazu geäussert, ob er denn tatsächlich antreten will. Doch bereits jetzt wird hinter den Kulissen daran gearbeitet, um ihn doch noch verhindern zu können – und das von der eigenen Parteispitze. Gerade seine Kompromissbereitschaft nämlich könnte Rösti zum Verhängnis werden. Parteiintern soll es Zweifel geben, ob Rösti genügend energisch und durchsetzungsfähig ist, um innerhalb der Landesregierung für den SVP-Kurs zu kämpfen.

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Salzmann steht Blocher näher

Diese Fraktion sähe lieber Ständerat Werner Salzmann (59) als Maurer-Nachfolger, schreibt die «NZZ am Sonntag». Das deckt sich mit Blick-Recherchen. Salzmann, wie Rösti ein Berner, politisiert stramm auf der Linie von Christoph Blocher (81). Er dürfte dem SVP-Doyen deshalb genehmer sein als Rösti, mit dem er nicht immer gleicher Meinung war und den er nach den verlorenen Wahlen 2019 auch als Parteipräsident abgesägt hatte.

Öffentlich aber nimmt Blocher keinen Einfluss auf die interne Ausmarchung. Erst vor wenigen Tagen betonte er, dass beide Kandidaten auf seiner Linie seien. Flügelkämpfe gebe es in der SVP nicht mehr. Seine Partei sei die geschlossenste der Schweiz.

Berner SVP will kein Geschirr zerschlagen

Bei Rösti aber soll Salzmanns Vorpreschen dennoch Verunsicherung ausgelöst haben. Der Sicherheitspolitiker hatte vergangene Woche als Erster sein Interesse an einer Bundesratskandidatur verkündet. Gut möglich aber, dass die Berner SVP gleich beide Kandidaten zuhanden der Findungskommission nominieren wird. Es solle keinen internen Wettkampf geben, so der Berner Nationalrat Andreas Aebi (63). Damit wird auch nicht unnötig Geschirr zerschlagen.

Umso emsiger sollen Röstis Kritiker nach weiteren Alternativen in den eigenen Reihen suchen. Viele vermuten, dass die Findungskommission unter dem ehemaligen SVP-Fraktionschef Caspar Baader (69) neben einem Berner noch einen weiteren Kandidaten ins Rennen schicken will – oder eine Kandidatin. Im Gespräch sind weiterhin die St. Galler Nationalrätin Esther Friedli (45), ihre Obwaldner Ratskollegin Monika Rüegger (54) oder der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler (62).

Auch Zürcher SVP gibt noch nicht auf

Hinter den Kulissen soll die Suche nach potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten fieberhaft weiterlaufen. Auch die Zürcher SVP habe ihren bisherigen Bundesratssitz nach verschiedenen Absagen noch nicht endgültig abgeschrieben. Ihre Chancen im internen Ringen stehen mittlerweile aber eher schlecht als recht. Doch: Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, gibt sich auch der Zürcher SVP-Präsident Dominik Ledergerber kämpferisch. Noch aber warten alle auf Kronfavorit Albert Rösti. (dba)

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