Auf einen Blick
- Assad-Regime gestürzt, Rebellen rufen Geflüchtete zur Rückkehr auf
- SEM: Zu früh für Beurteilung der Sicherheitslage in Syrien
- 5,5 Millionen Syrer sind laut UNHCR als Flüchtlinge ins Ausland geflohen
Das Assad-Regime ist gestürzt, seine Anhänger flüchten aus der Stadt. Die Rebellengruppen unter Führung des islamistischen Bündnisses Hai'at Tahrir asch-Scham haben weite Teile des Landes erobert.
Welche Auswirkungen haben die Kampfhandlungen und deren Ausgang auf Fluchtbewegungen? Die Rebellen rufen jedenfalls die Geflohenen der letzten Jahre an, nun wieder zurück nach Syrien zu kommen. «Dies ist der Moment, auf den die Vertriebenen und die Häftlinge lang gewartet haben, der Moment der Heimkehr und der Moment von Freiheit nach Jahrzehnten der Unterdrückung und des Leids.» Millionen Flüchtlinge, die durch den Bürgerkrieg vertrieben wurden, sollen wieder in ein «freies Syrien» heimkehren, teilen sie in sozialen Medien mit. Der Bürgerkrieg, der das Land seit 2011 zerreisst, ist der wichtigste Fluchtgrund für Syrerinnen und Syrer.
Erste Syrer drängten sich daraufhin am Sonntag auf der libanesischen Seite des Grenzübergangs Masnaa und warteten darauf, wieder nach Syrien zu gelangen. Die libanesischen Sicherheitsbehörden hatten den Grenzübergang über Nacht geschlossen, ihn aber am Morgen wieder geöffnet, sodass Syrer aus dem Libanon ausreisen konnten. Die Einreise aus Syrien in das Land wurde dagegen beschränkt.
Wer kommt nun an die Macht?
Doch ist das realistisch, dass es jetzt zu grossen Rückkehr-Bewegungen kommt? Beim schweizerischen Staatssekretariat für Migration (SEM) sagt man gegenüber Blick, es sei noch zu früh, eine Beurteilung in dieser Frage angeben zu können. «Es kommt jetzt darauf an, welche Mächte sich im Land installieren und etablieren», so SEM-Sprecher Reto Kormann gegenüber Blick.
Erst danach könne man beurteilen, ob Geflüchtete aus der Schweiz wieder den Weg in ihre alte Heimat finden würden. Allerdings geschehe das nicht heute oder morgen, denn viele würden erst abwarten, wie sich die Sicherheitslage entwickle. Ausserdem gibt Kormann zu bedenken, dass viele, die ab 2011 geflohen sind, nicht damit rechnen könnten, in ihrer alten Heimat noch ihr altes Zuhause vorzufinden. Genauso schwierig sei, heute zu beurteilen, ob jetzt Assad-Anhänger das Land Richtung Europa verliessen.
Millionen leben in der Türkei
In unserem Nachbarland Deutschland forderte die CSU-Unionsfraktionsvize Andrea Lindholz (54) bereits, die Aufnahme syrischer Asylbewerber zu stoppen. «Deutschland kann keine weiteren syrischen Flüchtlinge aufnehmen», sagte Lindholz in den Medien. «Wir haben in den letzten Jahren unsere humanitären Verpflichtungen übererfüllt.»
Auch bei dieser Frage wartet man in der Schweiz vorerst ab, bevor sich in Sachen Asylpraxis eine Änderung ergebe, heisst es beim Staatssekretariat für Migration am Sonntag.
Syrien gilt aber als eines der wichtigsten Herkunftsländer von Asylsuchenden in der Schweiz. 2023 haben hierzulande 1400 syrische Staatsangehörige ein Asylgesuch eingereicht. In der Schweiz wird Bürgerkrieg allerdings nicht als ausreichender Grund für die Gewährung von Asyl erachtet. Menschen, die aus Syrien stammen, erhalten hierzulande grossmehrheitlich den Status als sogenannte vorläufige Aufgenommene.
Gemäss dem Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR haben etwa 5,5 Millionen Menschen Syrien als Flüchtlinge verlassen. Der Grossteil davon lebt in den Nachbarländern, vor allem in der Türkei, im Libanon und in Jordanien. Doch auch innerhalb Syriens gibt es viele Binnenflüchtlinge.