Premiere bei den Grünen: Erstmals werden die SVP-Bundesratskandidaten zu einem Hearing eingeladen. Das bestätigt Fraktionschefin Aline Trede (39). «Wir treten nicht an wegen des Machtkartells, wir hören es uns aber an», sagt sie zu Blick. Zuvor hatten sich die Grünen eine Kampfkandidatur überlegt, brachen die Übung aber mangels Unterstützung anderer Parteien rasch wieder ab und kritisierten das «Machtkartell» der Bundesratsparteien.
Dass die Grünen stattdessen nun die SVP-Kandidaten anhören wollen, kommt einem Paradigmenwechsel gleich. Die letzten Jahrzehnte sind nämlich geprägt von grünen Attacken auf bürgerliche Bundesratssitze – vor allem jene der SVP.
Mit einer offiziellen Sprengkandidatur trat die Ökopartei erstmals im Jahr 2000 mit der Luzernerin Cécile Bühlmann (72) an, bei der Ersatzwahl für SVP-Mann Adolf Ogi (80, BE). Oder es gab Stör- und Ablenkungsmanöver, wie bei der Blocher-Abwahl 2007 mit dem Waadtländer Luc Recordon (67).
Es geht um 35 Stimmen
Zum ersten Mal dürfen sich die SVP-Kandidaten den Grünen präsentieren – und werden dabei einem besonders kritischen Publikum gegenüber Red und Antwort stehen. «Wir wollen wissen, welche Lösungen sie gegen die Klimaerhitzung und in der Zusammenarbeit mit der EU haben. Und welche Versprechen wir ihnen abringen können», so Trede. Von SVP-Kronfavorit Albert Rösti (55) würde sie zudem gerne wissen, wie der Berner die mit seinen zahlreichen Mandaten verbundenen «Verstrickungen» ablegen würde.
Immerhin geht es um 35 Stimmen, die die Grünen in die Waagschale werfen können. Offen bleibt, ob sich die Fraktion auch zu einer offiziellen Wahlempfehlung für einen SVP-Anwärter durchringen wird. Trede: «Das werden wir nach den Hearings entscheiden.»
SVP nimmt Einladung an
Auch wenn sich SVP und Grüne politisch selten grün sind, will die Rechtspartei das Angebot annehmen. «Wir halten uns an die demokratischen Gepflogenheiten im Parlament und nehmen die Einladung natürlich an», sagt SVP-Generalsekretär Peter Keller (51).
Dies umso mehr, als man den Grünen dabei aufzeigen könne, wie wichtig die Konkordanz als Stabilitätsfaktor für das Land sei. Keller kann sich auch vorstellen, dass der eine oder andere Kandidat bei den Grünen etwas mehr punkten kann, auch wenn die politischen Differenzen gross bleiben dürften.
Einen Seitenhieb mag sich Keller dann doch nicht verkneifen: «Es freut mich, dass die Grünen mit ihrem kindischen Verhalten bei den Bundesratswahlen wenigstens für einmal aufhören.»