Freie Sitze dank Bundesratswahl
Diese Profiteure stehen schon in Lauerstellung

Wird ein neues Bundesratsmitglied gewählt, bleibt das oft nicht ohne Folgen: Meist wird dann ein Sitz im Nationalrat, Ständerat oder in einer Kantonsregierung frei. Potenzielle Profiteure stehen schon in den Startlöchern.
Publiziert: 15.11.2022 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2022 um 17:48 Uhr
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Wird ein neuer Bundesrat gewählt, wird meist ein Sitz im National-, Ständerat oder in einer Kantonsregierung frei. Nach der Bundesratswahl ist vor der Wahl!
Foto: keystone-sda.ch

Noch wird bei SP und SVP heftig um die Nachfolge von Energieministerin Simonetta Sommaruga (62) und Finanzminister Ueli Maurer (71) gerungen. In beiden Parteien kristallisieren sich die Favoriten heraus. Und dahinter lauern bereits mögliche Profiteurinnen und Profiteure!

Denn wird ein neuer Bundesrat gewählt, wird meist ein Sitz im Nationalrat, Ständerat oder in einem kantonalen Regierungsrat frei. Und der muss wieder besetzt werden. Nach der Bundesratswahl ist also vor der Wahl!

Bei Rösti-Wahl würde sich der Berner Jura freuen

Bei der SVP gilt Ex-Parteichef Albert Rösti (55) als Kronfavorit. Schafft der Berner Nationalrat am 7. Dezember den Sprung in die Landesregierung, rutscht ein Bernjurassier für ihn ins Parlament nach: Manfred Bühler (43) würde sein Comeback feiern.

Bühler sass bereits vier Jahre im Nationalrat und wurde bei den Wahlen 2019 auf den ersten Ersatzplatz verdrängt. «Selbstverständlich würde ich das Nationalratsmandat als sympathischen Nebeneffekt annehmen», sagt der Kantonalberner SVP-Chef schmunzelnd zu Blick. Und fügt hinzu: «Wichtig wäre dabei, dass auch der welsche Kantonsteil wieder in Bundesbern vertreten wäre.»

Salzmann-Wahl wäre sogar für Rösti eine Chance

Spannender wäre die Ausgangslage bei einer Wahl von Ständerat Werner Salzmann (60). Dann würde wohl schon im nächsten Frühling seine Nachfolge bestimmt – ein halbes Jahr vor den Wahlen. Klar, dass die SVP den Sitz für sich beanspruchen würde. Nationalrat Lars Guggisberg (45) beispielsweise dürfte zum Anwärterkreis gehören. «Das ist eine hypothetische Frage», meint er zu Blick. «Aber wenn man in die nächste Geländekammer schaut, würde ich mir eine Kandidatur sicher überlegen.»

Vielleicht würde dann auch Albert Rösti antreten, könnte er in diesem Fall doch auch von einem Mitleidsbonus profitieren.

Nur die SP würde sich wohl zurückhalten

Klar ist auch, dass die anderen Parteien der SVP den Sitz nicht kampflos überlassen würden. Zumindest vonseiten der Grünen und der Grünliberalen dürfte ein Angriff erfolgen, um so das Wahljahr zu lancieren. Der Grüne Bernhard Pulver (57) könnte der SVP den Sitz schon im Frühling statt erst im Herbst abzujagen versuchen.

Heikler wäre eine verfrühte Attacke für die SP, die im Herbst mit Nationalrätin Flavia Wasserfallen (43) den Ständeratssitz von Hans Stöckli (70) verteidigen will. Die SP würde wohl auf die Ersatzwahl verzichten und auf die Gesamterneuerungswahl im Oktober fokussieren.

Völlig langweilig wäre hingegen die Wahl des Zürchers Hans-Ueli Vogt (52), was die Nachwirkungen betrifft. Er hat sein Nationalratsmandat letztes Jahr hingeschmissen und kein politisches Amt mehr inne, das es zu beerben gibt.

Herzog-Wahl würde spannendes Rennen versprechen

Auch bei der Sommaruga-Nachfolge sind mehrere Szenarien möglich. Sollte Ständerätin Eva Herzog (60) den Sprung in den Bundesrat schaffen, würde das für die Basler SP eine Herausforderung bedeuten. Als mächtigste Partei im Stadtkanton würde sie auf jeden Fall weiterhin Anspruch auf den einzigen Ständeratssitz erheben.

Im Scheinwerferlicht steht dabei Nationalrätin Sarah Wyss (34) – auch, weil Amts- und Parteikollege Mustafa Atici (53) keinerlei Ambitionen hegt. Unbestritten wäre Wyss jedoch nicht: Sie sitzt erst seit zwei Jahren im Nationalrat und ist noch daran, sich in Bundesbern zu etablieren. Als mögliche Konkurrenten innerhalb der eigenen Reihen gelten etwa Grossrätin Salome Hofer (36) oder der ehemalige Parteipräsident Pascal Pfister (46).

Doch auch in Basel würden die anderen Parteien den Sitz nicht kampflos überlassen – zumal Basel-Stadt im Herbst 2023 einen seiner fünf Nationalratssitze verlieren wird. Im Ringen um die übrigen Mandate kann die zusätzliche Plattform eines Ständeratswahlkampfs nur nützen.

Bern bräuchte ein neues Regierungsmitglied

Neuwahlen stehen in Bern nicht nur an, wenn ein SVPler in den Bundesrat gewählt wird, sondern auch, wenn bei der SP Evi Allemann (44) das Rennen macht. Denn dann braucht es Ersatz im Berner Regierungsrat.

Grosse Ambitionen auf ein Regierungsamt werden SP-Nationalrätin Nadine Masshardt (38) nachgesagt. Sie hat sich schon am Tag des Sommaruga-Rücktritts aus dem Bundesratsrennen genommen. Aber auch gleich angefügt, dass sie «ein Exekutivamt irgendwann einmal reizen» würde. Mit ihr wäre also zu rechnen. Erst recht, weil mit Flavia Wasserfallen eine ernsthafte Konkurrentin vorerst ausgeschaltet ist, da diese ja für den Ständerat kandidiert.

SP-Sitz im Jura ziemlich sicher

Für die SP würde die Verteidigung des Regierungssitzes aber kein Spaziergang. Gut möglich, dass die Grünen einen zweiten Sitz erobern möchten. Oder die GLP den erstmaligen Einzug in die Kantonsregierung anvisiert.

Bleibt noch SP-Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider (58). Denn auch ihre Wahl in den Bundesrat hätte Konsequenzen. Die SP im Kanton Jura müsste sich rasch nach einer Nachfolge umsehen. Mit guten Aussichten: Auch wenn es Konkurrenten aus anderen Parteien geben wird – die SP hat den Jura-Sitz praktisch garantiert.

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