Am Freitag gilts ernst. Dann pilgert die SVP-Bundeshausfraktion ins beschauliche Hérémence VS. In dem 1300-Seelen-Dorf unterhalb der Staumauer Grande Dixence will die Volkspartei entscheiden, wen sie dem Parlament tatsächlich als Nachfolger für den abtretenden Finanzminister Ueli Maurer (71) zur Wahl vorschlagen will.
Ein Zweierticket soll es sein, hat der Fraktionsvorstand am Montag beschlossen – und folgt damit der Findungskommission. Hört man sich in der Partei um, hat Ex-Parteichef Albert Rösti (55) wie erwartet die besten Karten, sich einen Ticketplatz zu sichern. «Um ihn kommen wir nicht herum», so der Tenor bei den Mannen und Frauen der SVP. Bei den Westschweizer Vertretern gilt er zudem als «romand-freundlich».
Vogt hat die Nase vorn
Mehr Spannung verspricht das Rennen um den zweiten Ticketplatz. Hier zeichnet sich eine knappe Ausmarchung zwischen dem Berner Ständerat Werner Salzmann (60) und dem Zürcher alt Nationalrat Hans-Ueli Vogt (52) ab.
Und hier hat Vogt derzeit die Nase vorn. Die Zürcher SVP sei daran, gerade die Ostschweizer Kollegen abzuklopfen, um Vogt genügend Stimmen zu sichern. Er wird von vielen als passende Ergänzung zu Rösti gesehen, mit der man die Facetten der Partei abdecke.
Hier Rösti: das Landei aus einem Nehmerkanton. Dort Vogt: der Urbane aus einem Geberkanton. Regional schön ausgewogen. Kommt hinzu, dass mit einer Nicht-Nomination Vogts die grösste und wichtigste SVP-Sektion just vor den kantonalen Wahlen vor den Kopf gestossen würde.
Salzmanns Nachteil: Zwei Berner ist einer zu viel
Allerdings: Vogt hat sich in seiner Partei mit seinem rumpligen Abgang aus dem Nationalrat nicht nur Freunde gemacht, als er meinte, er habe sich wie ein Tennisspieler auf dem Fussballplatz gefühlt. «Als Bundesrat müsste er mit uns Fussballspielern zurechtkommen», meint einer. Jetzt, wo es ums Filetstück gehe, tauche er plötzlich wieder auf, schnödet ein anderer.
Salzmann dürfe man denn auch nicht unterschätzen. Der gewiefte Militärpolitiker weiss, wie man ein Manöver gewinnt. Gerade bei seinen Ständeratskollegen und den Sicherheitspolitikern in der Partei hat er ein gutes Standing. Gegen ihn spricht vor allem, dass er Berner ist – zwei Berner auf dem Ticket ist vielen dann doch einer zu viel. Was manche abschreckt: Salzmann würde allzu gern das VBS übernehmen. «Dann klebt das VBS ewig an uns», moniert einer. Die Parteistrategen nehmen lieber ein Schlüsseldepartement wie das Energiedepartement ins Visier.
Sogar Dreierticket wird noch diskutiert
Im Fraktionsvorstand war die Beschränkung auf ein Zweierticket unbestritten. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass an der Fraktionssitzung ein Antrag für ein Dreierticket kommt – «damit die Kirche im Dorf bleibt», wie ein SVPler sagt. Allerdings dürfte ein solcher Antrag durchfallen.
Kaum bis keine Chancen werden der Nidwaldner Regierungsrätin Michèle Blöchliger (55) sowie dem Zuger Regierungsrat Heinz Tännler (62) eingeräumt. Blöchliger habe mit ihrer verschwiegenen britischen Staatsbürgerschaft ihren Ruf ramponiert, und Tännler fehle in Bern das Netzwerk. Allerdings versuchten manche, den Zuger auf das Ticket zu hieven, um so Rösti noch bessere Chancen im Parlament zuzuschanzen. Die befürchten, dass Vogt am 7. Dezember bei den Linken punkten und Rösti doch noch ausbooten könnte.
Das scheint aber eine Minderheit zu sein. Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass Rösti vom Parlament zum Nachfolger von Ueli Maurer gewählt wird. Und so meint einer lapidar: «Wen wir neben Rösti aufs Ticket setzen, ist eh egal.»