Als wäre die Situation mit eritreischen Asylbewerbern in der Schweiz nicht schon kompliziert genug. Gegner und Anhänger des Regimes sind sich spinnefeind. Trotz Gastrecht geraten Eritreer in der Schweiz immer wieder aneinander. Nun sorgt ein Seitenwechsel in der eritreischen Diaspora für rote Köpfe: Eritreas Botschafter in Genf, Adem Osman, hat in der Schweiz Asyl beantragt. Dies meldet die «NZZ am Sonntag».
Das Gesuch sei bereits im Frühjahr 2023 gestellt und von den Behörden positiv beantwortet worden. Eine Zeit lang habe Osman unter Polizeischutz gestanden. Seitens der Schweizer Behörden wird den Abgang aus Datenschutzgründen nicht bestätigt.
Opfer von unsauberen Machenschaften?
Das Gerücht, dass der eritreische Botschafter untergetaucht sei und Asyl beantragt habe, kursiert schon länger. Die Zeitungen von CH Media meldeten letzten September, dass Osman unsaubere Machenschaften in seiner Botschaft aufgedeckt und Drahtzieher hinter diesen Geschäften beim Regime in der Heimat in Eritrea verraten haben soll.
«Wegen ihm sind mehrere sehr einflussreiche Männer inhaftiert worden – jetzt suchen sie und ihre Hintermänner nach ihm», zitierte die «Aargauer Zeitung» eine anonyme Quelle. Von Osman fehlte daraufhin jede Spur.
«Betrüger und Verräter»
Dabei war Osman ein bekanntes Aushängeschild des eritreischen Regimes. Nun hat ein einstiger Liebling des Regimes Fahnenflucht begangen, wie Recherchen der «NZZ am Sonntag» zeigen. Osman habe seinen Botschafterposten damals aus heiterem Himmel verlassen, ohne Begründung, so sein Nachfolger. Osman habe das eritreische Volk betrogen und sei ein Verräter, sagte der neu eingesetzte Botschafter in einer Rede. Eritrea hat bislang versucht, die Peinlichkeit unter dem Deckel zu halten.
Eritrea ist am Montag Thema von gleich drei Vorstössen im Nationalrat. Das Land weigert sich, abgewiesene Asylbewerber zurückzunehmen. Politiker fordern, dass der Bundesrat Eritreer via Drittstaat ausschafft – beispielsweise Senegal oder Ruanda.