Partei im Höhenflug
Bald ein dritter Bundesratssitz für die SVP?

Mitte und Grüne liebäugeln beide mit einem Bundesratssitz auf Kosten der FDP. Doch ein bekannter Politologe glaubt eher, dass die SVP bald Anspruch auf drei Sitze melden könnte. Denn die Partei gewinnt laufend Wahlen.
Publiziert: 27.03.2025 um 07:57 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2025 um 10:14 Uhr
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Von Abschied spricht er noch nicht, doch um seinen Bundesratssitz ist schon ein Streit entbrannt: FDP-Aussenminister Ignazio Cassis.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Claude Longchamp sieht SVP bei 32 Prozent Wähleranteil
  • SVP gewann 31 Sitze in elf kantonalen Wahlen seit letzten Nationalwahlen
  • SVP könnte dritten Bundesratssitz beanspruchen, FDP und Mitte unter Druck
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Niemand weiss, wie lange FDP-Aussenminister Ignazio Cassis (63) noch Bundesrat bleiben will. Doch um seinen Sitz ist schon seit längerer Zeit ein Seilziehen entstanden. Die Mitte liebäugelt mit einem zweiten Sitz, denn nur hauchdünn ist der Unterschied zwischen ihr und der FDP bei den Wähleranteilen.

Und auch die Grünen schielen unverhohlen auf den zweiten FDP-Sitz. Immer wieder betont Parteipräsidentin Lisa Mazzone (37): Der bürgerliche Viererblock im Bundesrat aus zwei FDP und zwei SVP-Bundesräten bildet das Volk nicht ab. Deshalb verliere der Bundesrat in letzter Zeit so viele Abstimmungen.

Doch jetzt bringt ein alter Politfuchs eine ganz neue Wendung in die Debatte: Politologe Claude Longchamp (68) glaubt eher an einen dritten Sitz für die SVP. Bei den nächsten Wahlen könnte diese auf über 30 Prozent kommen, orakelt der Mann, der als einer der besten Kenner des Schweizer Politsystems gilt. In einem Interview mit der NZZ sagt er: «Wenn die SVP weiter wächst, kommt sie bei den Wahlen auf 32 Prozent. Dann kann sie tatsächlich einen dritten Sitz für sich beanspruchen.» Die Partei habe sich unter Parteipräsident Marcel Dettling (44) besser aufgestellt, nennt er einen der Gründe.

SVP räumt in den Kantonen ab

Tatsächlich ist die Volkspartei auf einem Höhenflug. Elf kantonale Wahlen gab es seit den letzten nationalen Wahlen. Insgesamt hat die SVP seither 31 Sitze in den Kantonen dazugewonnen, die SP 11.

Am meisten an Strahlkraft eingebüsst haben die Grünen. Ihre einstige Erfolgswelle ist deutlich abgeebbt. Ihre Bilanz: Minus 20 Sitze. Und auch die FDP muss Federn lassen: Die Liberalen haben in den elf kantonalen Wahlen 11 Sitze verloren. Die Mitte gewann einen Sitz, die GLP verlor 8 Sitze.

FDP und Mitte müssten ihre Wähleranteile steigern, sonst könnten sie den zweiten Sitz vergessen, sagt Longchamp. Doch gerade auf Mitte und FDP dürfte noch eine Zerreissprobe zukommen, wie auch Politologe Longchamp voraussagt: Bei der Abstimmung über die neuen bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der EU gibt es sowohl in der Mitte als auch in der FDP sehr unterschiedliche Haltungen.

Die FDP habe viele unterschiedliche Strömungen, an der Partei fehle aber eine Figur, die integrierend wirke, so Longchamp.

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