Antreten zum Bundesrats-Hearing!
Oberst Pfister und Gefreiter Ritter bei den Militärs

Der neue Bundesrat wird von Viola Amherd wohl das Verteidigungsdepartement übernehmen. Der Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz nahm die beiden Mitte-Kandidaten deshalb in Sicherheitsfragen ins Kreuzverhör – kam aber nicht zu einem eindeutigen Schluss.
Publiziert: 03.03.2025 um 20:06 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2025 um 21:18 Uhr
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Mitte-Bundesrätin Viola Amherd tritt auf Ende März von ihrem Amt als Verteidigungsministerin zurück.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • VBS wirkt wie Trümmerhaufen, Negativschlagzeilen jagen einander. Neuer VBS-Chef gesucht
  • Zwei Kandidaten im Fokus: Markus Ritter und Martin Pfister
  • Beide Kandidaten sehen Cyber-Attacken und Raketenangriffe als vordringlichste Bedrohungen
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Das Verteidigungsdepartement (VBS) wirkt derzeit wie ein Trümmerhaufen. Eine Negativschlagzeile jagt die andere. Sei es das Drohnen-Debakel, zahlreiche Rüstungsprojekte, die sich verzögern und deutlich teurer werden, oder das vorerst gescheiterte neue Dienstpflichtmodell.

Gleichzeitig kommt es zum eigentlichen Exodus. Verteidigungsministerin Viola Amherd (62, Mitte) geht auf Ende März, Luftwaffenchef Peter Merz (56) macht einen Abflug, und auch Nachrichtendienstchef Christian Dussey (59) und Armeechef Thomas Süssli (58) nehmen den Hut.

Nun braucht es einen neuen VBS-Chef, der den Laden in den Griff bekommt. Gestern Montag nahm der Verband Militärischer Gesellschaften Schweiz (VMG) die beiden Kandidaten Markus Ritter (57) und Martin Pfister (61) ins Kreuzverhör – in einem erstmals auch für die Medien öffentlichen Hearing. Ganz im Fokus: die Sicherheitspolitik.

«Wir haben uns schwergetan»

Doch auch nach den jeweils 45-minütigen Hearings der beiden Kandidaten mochten sich die Milizverbände nicht für einen entscheiden. Eine Wahlempfehlung gibt es nicht. «Wir haben uns schwergetan. Wir haben keinen klaren Favoriten, beide sind valabel», erklärte VMG-Präsident Stefan Holenstein vor den Medien in der Kaserne Bern. 

Der Gefreite Ritter habe sein «feu sacré» spüren lassen, seine Bereitschaft, etwas zu bewegen, seine Führungsstärke. Allerdings sei er nicht immer in allen Dossiers ganz sattelfest gewesen. Im Gegensatz dazu Oberst Pfister. Er sei dafür etwas zurückhaltender gewesen. Letztlich aber seien die Milizverbände froh, habe man zwei gute Kandidaten kennengelernt, die man beide empfehlen könne.

«Es ist ein wenig eine Welt zusammengebrochen»

«Wir müssen wieder selber für unsere Sicherheit sorgen», hatte Ritter zuvor betont. Der Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump (78) und seinem Vize J.D. Vance (40) einerseits und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (47) andererseits, habe viele verunsichert. «Es ist ein wenig eine Welt zusammengebrochen. Europa kann sich nicht mehr einfach auf die USA verlassen», betonte Ritter.

Dennoch war Pfister den Milizverbänden in einem für sie entscheidenden Punkt mehr entgegengekommen als sein Konkurrent. Auch wenn das Parlament schon im Dezember eine Erhöhung des Armeebudgets ausgesprochen hat, will sich Pfister für noch mehr Mittel einsetzen – und das rasch. «Wir brauchen einen Energieschub, um die Verteidigungsfähigkeit wiederherzustellen.» Um das zu erreichen, müsse aber erst wieder das Vertrauen in VBS und Armee gestärkt werden.

Zurückhaltender zeigte sich Mitbewerber Ritter. Er kennt seine Pappenheimer im Parlament und will sich vorerst nach dessen Beschlüssen richten. Noch mehr Geld liegt fürs Erste kaum drin, ist ihm bewusst. Der Verteilkampf ist hart. Es gelte vielmehr, zu erwartende Angriffe auf das Armeebudget abzuwehren, so Ritter. Das war kaum das, was die Milizverbände hören wollten. Aber es dürfte realistisch sein.

Ansonsten waren sich die beiden Mitte-Kandidaten in vielen Punkten einig. So sehen sie die vordringlichsten Bedrohungen in Cyber-Attacken oder Raketenangriffen. Entsprechend seien hier Prioritäten zu setzen. «Allerdings hat die Armee heute praktisch überall Fähigkeitslücken», gab Ritter zu bedenken. Die Schweiz könnte ihre Verteidigungsfähigkeit wohl nur wenige Tage aufrechterhalten.

Einig sind sich die beiden Kandidaten auch, dass für die Armee noch immer eine Gesamtstrategie fehle. Eine Kritik, der die abtretende Bundesrätin Amherd stets vehement widersprochen hat. All die bisherigen Berichte müssten nun aber zusammengeführt werden, erklärte Ritter. Es brauche eine Vision des Bundesrats, wo die Armee hinmuss, meinte auch Pfister. Die beiden schreiten weiter im Gleichschritt voran.

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