Viel Aufwand und kaum Ertrag: Das ist das ernüchternde Fazit der vergangenen Impfwoche. Gut 33'000 Personen haben sich laut den aktuellsten verfügbaren Zahlen von vergangenem Montag bis Sonntag zum ersten Mal gegen Covid-19 impfen lassen. Rechnet man auch die Zweitimpfungen mit ein, wurden im Schnitt rund 24'000 Impfungen pro Tag durchgeführt.
Das sind zwar mehr als doppelt so viele wie in der Woche zuvor. Doch die Impfquote konnte damit um nicht einmal einen halben Prozentpunkt gesteigert werden.
Wieviel die Impfwoche den Steuerzahler gekostet hat, ist noch nicht genau bekannt. Der Bund stellte 96 Millionen bereit – bis Anfang November haben die Kantone nur rund 18 Millionen abgeholt. Mittlerweile dürfte der Betrag etwas höher sein.
Appenzell redet Zahlen schön
Einige Kantone versuchen die miserablen Zahlen schönzureden. «Das Fazit zeigt ein erfreuliches Bild», behauptet das Gesundheitsdepartement von Appenzell Innerrhoden. Dabei haben sich im impfkritischsten Kanton der Schweiz vergangene Woche gerade einmal 76 Personen zum ersten Mal impfen lassen – 0,5 Prozent der Bevölkerung. Das sei dreimal so viel wie in den Wochen zuvor, heisst es in der Mitteilung.
Ehrlichere Worte wählte da vergangene Woche der stellvertretende Appenzeller Kantonsarzt Markus Schmidli. «Nüt verdopplet git wieder Nüt», sagte er zu Blick. Die Impfwoche sei «für die Füchse» gewesen – «wie vorausgesagt».
Impfschiff in Basel war ein Flop
Im Nachbarkanton Appenzell Ausserrhoden liessen sich 415 Personen erstmals impfen, was 0,7 Prozent der Bevölkerung entspricht. Dabei hatte sich der Kanton – im Gegensatz zu anderen, die das Minimalprogramm fuhren – redlich bemüht. Für Menschen mit Spritzenangst gab es gar die Möglichkeit, sich unter Hypnose impfen zu lassen. Nur 15 Personen machten davon Gebrauch. Der Erfolg der Impfwoche sei «durchwachsen», so das Fazit der Regierung.
Der Kanton St. Gallen brachte 0,4 Prozent seiner Bevölkerung zum Impfen, Baselland gar nur 0,2. 515 Menschen liessen sich die erste Impfdosis verabreichen. Das sind sogar weniger als in den Wochen davor.
Ein Flop war auch das Impfschiff, das die beiden Basel organisiert hatten. Lediglich 10 Spritzen für die Erstimpfung und 17 Auffrischungs-Impfungen wurden auf dem Wasser verabreicht. Der Kanton spricht von einer «eher bescheidenen» Bilanz.
Im Kanton Aargau wiederum haben sich 3050 Menschen während der nationalen Impfwoche eine Erstimpfung verabreichen lassen. Das sind rund 40 Prozent mehr als in der Vorwoche.
Luzern verpasste das Ziel deutlich
Mehr erwartet hatte sich auch der Kanton Luzern. 7300 Personen liessen sich in der Impfwoche impfen, 2300 davon zum ersten Mal. «Grundsätzlich stiessen die niederschwelligen Informations- und Impfangebote auf grossen Anklang in der Bevölkerung. Leider wurde das Angebot aber nicht so stark nachgefragt, wie wir uns das erwartet und gewünscht hätten», wird der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf in einer Mitteilung des Kantons zitiert. «Wir hätten gerne mindestens 5000 Erstimpfungen durchgeführt, um einer Durchimpfung von 80 Prozent näherzukommen.»
Davon ist allerdings nicht nur der Kanton Luzern noch immer weit entfernt. 73,8 Prozent der Bevölkerung über 12 Jahren ist Stand heute vollständig geimpft.
Dass diese Quote nicht reicht, um die weitere Ausbreitung der Pandemie aufzuhalten, zeigen die Zahlen vom Wochenende: So wurden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Montag innerhalb von 72 Stunden 9702 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Gleichzeitig registrierte das BAG 20 neue Todesfälle und 85 Spitaleinweisungen.
Vor einer Woche waren innerhalb von 72 Stunden noch 6649 Meldungen über neue Corona-Fälle, neun Todesfälle und 53 Spitaleinweisungen eingegangen. Damit stieg die Zahl der gemeldeten Ansteckungen innert Wochenfrist um rund 46 Prozent, die der Spitaleinweisungen um rund 60 Prozent und die der Todesfälle um 222 Prozent. (lha/SDA)