Auf einen Blick
- Ein schweizweites Verbot von Einweg-E-Zigaretten wird diskutiert
- Das Walliser Parlament hat das Verbot bereits beschlossen, als zweiter Kanton
- Tabak verursacht im Wallis jährlich fast 450 Todesfälle und schwere Krankheiten
Berge, die für Freiheit stehen, und eine bürgerliche Regierung. Das sind nicht die Zutaten, aus denen sonst scharfe Gesetze gegen Raucherinnen und Raucher gemacht werden. Einige bürgerliche Kantone haben kaum Vorschriften, bis vor kurzem konnten dort auch Kinder Zigaretten kaufen.
Eine Ausnahme ist das Wallis. Hier wird der Tabakkonsum strikt reglementiert. Gleich in mehreren Punkten ist der Kanton aktuell Vorreiter bei Massnahmen, die 2025 für die ganze Schweiz beschlossen werden könnten.
Vorgeprescht ist der Kanton beim Tabakwerbeverbot: 2021 hat das Wallis reglementiert, was erlaubt ist und was nicht. So gelten strikte Vorschriften darüber, wo und wie Zigarettenpackungen an Kiosken präsentiert werden dürfen. Auf nationaler Ebene tut man sich damit schwer, es geht deutlich langsamer voran als im Wallis. Zwar hat das Volk 2022 die Initiative «Ja zum Schutz der Kinder vor Tabakwerbung» angenommen, im Parlament geht die Umsetzung aber nur schleppend voran. Im Frühling beschäftigt sich Bundesbern nun wieder mit dem Geschäft und dem Tabakwerbeverbot.
Landesweites Verbot – ein Walliser reicht Vorstoss ein
Eben erst hat das Walliser Parlament das Verkaufsverbot für Einweg-E-Zigaretten beschlossen. Als zweiter Kanton nach dem Jura. Derzeit läuft noch ein Referendum, aber es ist gut möglich, dass Walliserinnen und Walliser ihre Einwegware bald ausserhalb des Kantons kaufen müssen.
Auch schweizweit kommt ein solches Verbot auf den Tisch – wegen eines Wallisers: Der grüne Nationalrat Christophe Clivaz (56) hat einen Vorstoss zum schweizweiten Verbot von Einweg-E-Zigaretten eingereicht. Der Nationalrat hat es bereits angenommen, dieses Jahr befasst sich der Ständerat mit dem Thema und könnte es für die ganze Schweiz beschliessen. Aufgrund des Fruchtgeschmacks seien die sogenannten Puffs für Junge sehr attraktiv, sagt Clivaz auf Anfrage. «Die Jungen werden sehr schnell abhängig vom Nikotin, ohne dass es die Eltern bemerken.» Denn sie schmecken nicht nach Zigarettenrauch. Zudem seien die aus China stammenden Wegwerfprodukte nicht ökologisch. Oft landen die Batterien im Abfall.
Werden die Walliser Regeln auf die ganze Schweiz angewendet, wäre dies ein nächster Schritt hin zu mehr Prävention. In der Schweiz geht das zögerlicher voran als im umliegenden Ausland. Aber in den letzten Monaten gab es einige Verschärfungen. Raucherinnen und Raucher haben in ihrem Portemonnaie schon gespürt, dass ihnen 2025 ein härterer Wind entgegenbläst: Auf Anfang Jahr hat der Bund die Preise für Snus oder für Zigaretten zum Selberdrehen erhöht.
Bereits seit letztem Oktober gibt es schweizweit Werbeeinschränkungen, etwa auf Plakaten im öffentlichen Verkehr. Und ein schweizweit einheitliches Abgabeverbot an Jugendliche unter 18 Jahren. Zuvor hatten Minderjährige in zehn Kantonen Tabak kaufen können.
«Raucher sind eine Minderheit»
Wie wurde das Wallis zum Vorreiter? Zuständig für das Dossier ist Mathias Reynard (37). «Das Wallis ist ein Vorreiter, und das freut mich», sagt der SP-Gesundheitsdirektor. «Tabak ist im Wallis für fast 450 Todesfälle pro Jahr sowie zahlreiche schwere Krankheiten wie Krebs verantwortlich. Die Bevölkerung und unsere Parlamentarier haben die Bedeutung dieser Frage verstanden.»
Der frühere SP-Nationalrat nennt das schrittweise Vorgehen als Teil des Rezeptes auf dem Weg zur Vorreiterrolle. «Für das Werbeverbot etwa gab es eine beratende Kommission mit Vertretern und Vertreterinnen aus Hotellerie, Gastronomie und Werbebranche. Durch die Einbindung aller betroffenen Parteien konnte das Dossier vorangetrieben werden», so Staatsrat Reynard. Über 75 Prozent der Bevölkerung seien Nichtrauchende. «Das Rauchen betrifft also eine Minderheit.» Zudem habe das Wallis weder eine Tabakindustrie noch multinationale Tabakkonzerne, die auf Kantonsgebiet lobbyieren würden.
Walliser Raucherinnen und Raucher aber können ganz einfach über die Kantonsgrenze, wenn sie Einweg-E-Zigaretten kaufen. Kommt in der ganzen Schweiz ein Verbot, wären diese Zeiten vorbei. Heute ist die Schweiz bezüglich Rauchen ein Flickenteppich: Die Kantone gestalten ihre Regeln selbst. In einigen Kantonen sind Raucherlokale erlaubt, in anderen darf es nur unbediente Fumoirs geben, und in weiteren Kantonen gibt es wiederum separate Raucherräume, in denen bedient wird.