Im Haus von Nik Gugger (53) ist Politik Familiensache! Nicht nur der EVP-Nationalrat tritt am 22. Oktober zur Wiederwahl an. Auch seine Frau Beatrice Gugger-Josi (53) und seine Tochter Simea (21) sind Nationalratskandidatinnen für die EVP in Winterthur ZH. Die beiden Söhne sind noch minderjährig und treten (noch) nicht zu den Wahlen an.
«Das war ihre Idee», sagt der sichtlich stolze Vater zur Kandidatur seiner Tochter. Er hätte nie gewagt, sie zu fragen, ob sie in die Politik will. «Ich kandidiere, weil ich meinen Vater damit unterstützen will», sagt Simea Gugger. Sie sei sehr beeindruckt, gar berührt über das politische Engagement ihres Vaters. Doch es zeigt sich auch, dass die junge Flugbegleiterin mit Politik aufgewachsen ist: Eine andere Partei als die EVP sei für sie nie infrage gekommen. Bereits ihr Grossvater, Guggers Adoptivvater, sass 14 Jahre für die EVP im Grossen Rat, dem Berner Kantonsparlament.
Die Stimme ihres Vaters hat Simea jedenfalls schon mal auf sicher. «Smartvote sagte mir, dass keine Kandidatin meine Meinung besser vertritt als Simea», erzählt Gugger lachend. Die Übereinstimmung war laut der Wahlhilfe sogar grösser als mit ihm selbst.
Vom Papi gabs nur einen Tipp
Guggers sind nicht die einzige Kandidierenden-Familie. Auch die Mitte kann – für die selbsternannte Familienpartei eigentlich logisch – gleich mehrere Familiengespanne im Wahlkampf vorweisen. Eines davon ist in Solothurn zu finden. Dort kandiert Joel Müller (26) auf der Liste der Jungen Mitte. Er ist der Sohn von Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (47).
Gemeinsame Flyer macht das Vater-Sohn-Gespann jedoch nicht. «Wir sind eigenständige Persönlichkeiten, und so präsentieren wir uns auch im Wahlkampf», sagt Joel Müller. Ab und zu sind die beiden gemeinsam an Wahlveranstaltungen unterwegs. Als Wahlkampf-Tipp gab Papa Müller seinem Spross lediglich auf den Weg, sich stets treu zu bleiben. «Authentizität ist das wichtigste Gut in der Politik.»
Ohne Gäste-Badge ins Bundeshaus
Auch in der Ostschweiz tritt im Wahlkampf ein politisches Mutter-Tochter-Team auf. Susanne Vincenz-Stauffacher (56) ist St. Galler FDP-Nationalrätin, nun möchte auch Tochter Lisa Vincenz (27) ins Parlament. «Ich bin deshalb jeden Tag mit meiner Mutter im Wahlkampf unterwegs und geniesse es sehr», erzählt sie.
Auch für sie stand nie zur Diskussion, für eine andere Partei als die FDP aktiv zu werden. «Sonst wäre ich wohl noch enterbt worden», lacht sie auf dem Balkon des Bundeshauses. Auch ohne gewählt zu sein, kann sie sich dort recht frei bewegen: Als persönliche Mitarbeiterin ihrer Mutter hat sie einen Zugangsbadge.
Dass Politik ansteckend sein kann, zeigt sich auch auf der anderen Seite des Röstigrabens. Dort will Cloé Pointet (24) für die Waadtländer Grünliberalen in den Nationalrat. Vater François Pointet (54) schaffte das schon vor vier Jahren.
Bereits mit 16 Jahren trat Cloé Pointet den Grünliberalen bei, weil sie es kaum erwarten konnte, wählen zu gehen, schreibt sie auf ihrer Website. Heute sitzt sie im Waadtländer Parlament und war bis vor kurzem Gemeinderätin in der Waadtländer Gemeinde Jongny. Nun träumt sie von Bern.
Bei Familie Binder liegt das Politisieren ganz klar in den Genen. Die Aargauer Mitte-Präsidentin Marianne Binder (65) sitzt seit vier Jahren im Nationalrat. Ihr Vater Anton Keller (88) war Nationalrat, ihr Schwiegervater Julius Binder (98) Ständerat. Beide waren in der CVP, der Vorgängerpartei der Mitte. CH Media bezeichnete die Familie einst als die «CVP-Kennedys aus Baden».
Geht es um Polit-Dynastien, darf eine Familie nicht fehlen: die Blochers. Neben der bisherigen Magdalena Martullo-Blocher (54) tritt nämlich auch diesmal ihr Ehemann Roberto Martullo (61) an. Roberto Martullo steht in Zürich auf der Liste, seine Frau im Kanton Graubünden.
Erfolgsaussichten der Jungen sind beschränkt
Zurück in den Binder-Clan im Aargau: Nun tritt mit Simon Binder (37) die nächste Generation an. Er präsidierte bis letzten Sommer die städtische Mitte und ist Co-Präsident der Mittefraktion im Einwohnerrat Baden. Und anstatt nur Tipps zu bekommen, steht er seiner Mutter mit Ratschlägen zu Seite: Sie solle es locker nehmen im Wahlkampf, erzählt sie Blick: «Ein guter Ratschlag. Ich bin engagiert, die Partei ist mir wichtig, aber Politik kann man nicht erzwingen.»
Simon Binder und auch der weitere Polit-Nachwuchs muss sich mit einem Listenplatz auf den hinteren Rängen begnügen. Die Wahlchancen stehen für die Jungen deshalb heuer noch nicht so gut. Doch Lisa Vincenz ist sich sicher: «Die nächste Generation ist bereit.»