Wahlen 2023 in Luzern
Die Zentralschweiz hat ein Frauenproblem

Drei Rücktritte machen die Wahlen in Luzern spannend. Doch die Frauen drohen zu Verliererinnen zu werden. Im schlechtesten Fall entsendet der Kanton nur noch eine Nationalrätin nach Bern – von neun Sitzen.
Publiziert: 26.09.2023 um 01:32 Uhr
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Aktualisiert: 03.10.2023 um 12:08 Uhr
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Die Luzerner Nationalrätinnen Ida Glanzmann-Hunkeler (Mitte), ...
Foto: Keystone
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Sermîn FakiPolitikchefin

2019 verlor die SVP ihren Tätschmeister. Der Kanton Luzern musste einen Nationalratssitz an die Waadt abgeben, und es traf ausgerechnet die Frohnatur Felix Müri (56), der vom Geburtstagsständchen über den Fraktionsausflug bis hin zum Weihnachtsessen (an dem er natürlich den Samichlaus gab) alle feuchtfröhlichen Events der Bundeshausfraktion organisierte. Seine Abwahl kam unerwartet – nicht nur für Müri selbst.

Auch in diesem Jahr dürfte Luzern für die eine oder andere Überraschung gut sein. Neun Nationalratssitze hat der Kanton, gleich drei davon werden frei: Sommerzeit-Abschafferin und Bald-Seelsorgerin Yvette Estermann (56, SVP), Sicherheitspolitikerin Ida Glanzmann (64, Mitte) und Konsumentenschützerin Prisca Birrer-Heimo (64, SP) treten nicht mehr an.

Die letzte verbliebene Frau muss zittern

Damit droht der Frauenanteil in der Luzerner Delegation drastisch zu sinken: Einzige Frau unter den Bisherigen ist Priska Wismer-Felder (52, Mitte). Und diese kann sich nicht allzu sicher sein, dass sie wiedergewählt wird. Bestätigen sich die Trends aus den kantonalen Wahlen im April (+3,4 Prozent) und dem nationalen Wahlbarometer (+2 Prozent), könnte die SVP am 22. Oktober einen Sitz gewinnen – auf Kosten der Mitte.

Nationalrat Leo Müller (65) sitzt fester im Sattel als Landwirtin Wismer-Felder. Diese hat sich in letzter Zeit angreifbar gemacht, weil sie auf ihrem Land am Stierenberg drei 120 Meter hohe Windräder aufstellen will. Ausserdem tritt mit Pius Kaufmann (52) ein Mitte-Mann an, der Wismer-Felder gefährlich werden könnte: Kaufmann ist Kantonsrat, Gemeindeammann von Escholzmatt-Marbach, altgedienter Funktionär beim Luzerner Schwingerverband, Panaschierkönig – und er kommt aus dem Entlebuch, das seit acht Jahren niemanden mehr nach Bern entsandt hat.

Eine SVP-Frau hat gute Chancen

Damit muss Wismer-Felder hoffen, dass der Bisherigen-Bonus spielt. Erfüllt sich die Hoffnung nicht, wird die Luzerner Mitte nur noch Männer in den Nationalrat schicken. Auch die abtretende SP-Frau Priska Birrer-Heimo wird mit allergrösster Wahrscheinlichkeit durch einen Mann ersetzt: Kantonalpräsident David Roth (38) gilt als so gut wie gewählt. Mit ihm würde übrigens ein weiterer Ex-Juso-Chef ins nationale Parlament einziehen.

Die Hoffnungen der Luzernerinnen müssen damit auf der SVP ruhen. Den Sitz der abtretenden Estermann wird wahrscheinlich die Entlebucher Landwirtin Vroni Thalmann (54) erben. Sollte die SVP den dritten Sitz holen, würde sich zu ihr und dem Bisherigen Franz Grüter (60) wohl ein weiterer Mann gesellen: Kinderarzt Bernhard Steiner (55).

50:50 im Ständerat

Und eine weitere Hoffnung bleibt den Frauen: Möglicherweise kann die SP einen zweiten Sitz gewinnen. Da bestehen zumindest Chancen für eine Frau – auf der SP-Hauptliste treten fünf Frauen an. Pech wäre dieses Szenario für GLP-Mann Roland Fischer (58). Er wurde 2015 bereits einmal abgewählt, das droht ihm nun auch wieder.

Immerhin: Im Ständerat dürfte Luzern ausgeglichen vertreten sein. Sowohl Damian Müller (38, FDP) und Andrea Gmür Schönenberger (59, Mitte) werden aller Wahrscheinlichkeit nach im Amt bestätigt.

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