Nach SVP-Eklat beim Hauseigentümer-Verband
Öko-Konkurrenz Casafair erhält Zulauf

Casafair profitiert vom Zwist um den Hauseigentümerverband: Der Verband für umweltbewusste Hausbesitzer verzeichnet einen plötzlichen Mitgliederzuwachs.
Publiziert: 28.05.2023 um 16:40 Uhr
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Weil sich der Hauseigentümerverband an vorderster Front gegen das Klimagesetz engagiert, gab FDP-Ständerat Ruedi Noser seinen Austritt bekannt.
Foto: Keystone
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Camilla AlaborRedaktorin

Vergangene Woche gab FDP-Ständerat Ruedi Noser (62) seinen Austritt aus dem Hauseigentümerverband (HEV) bekannt. Der Grund: das Engagement des HEV gegen das Klimaschutzgesetz, Seite an Seite mit der SVP. Das sei nicht im Interesse der Hüslibesitzer, urteilte Noser: «Wer dem Verband Geld schickt, kann genauso gut der SVP Geld schicken.» Sein Austritt sorgte tagelang für Schlagzeilen – und für zahlreiche Austritte, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete.

Lachende Dritte des Zwists ist Casafair: Der links-grün geprägte Hausbesitzerverband hat in den vergangenen Tagen zahlreiche neue Mitglieder gewonnen. Das bestätigt Geschäftsführerin Kathy Steiner (59): «Wir haben in der letzten Woche rund 250 neue Mitgliedsanfragen erhalten. Das ist so viel, wie wir sonst innerhalb von drei Monaten haben.»

Der Zuwachs kommt nicht von ungefähr. Der Verband nutzte die Gunst der Stunde – und setzte auf Twitter einen Post ab, der fleissig geteilt wurde. Darauf zu sehen: ein Ausschnitt aus dem SonntagsBlick-Artikel mit Nosers Zitat, der HEV sei von der SVP übernommen worden. Und der Aussage: «Casafair liegen die Interessen der Mitglieder und der Umwelt ernsthaft am Herzen. Künden beim HEV. Jetzt Mitglied bei Casafair werden.»

Zudem schaltete der Verband Werbung auf Facebook und Instagram, um auf sich aufmerksam zu machen. Die Ausgaben dafür beliefen sich laut Steiner auf 30'000 Franken. Der Aufwand habe sich gelohnt, Casafair habe an Sichtbarkeit gewonnen: «Viele wussten nicht, dass es einen umweltfreundlichen Hausbesitzerverband gibt, der eine Alternative zum HEV darstellt.»

Wobei laut Geschäftsführerin Steiner der Gewinn von neuen Mitgliedern lediglich «ein schöner Nebeneffekt» ist. «Unser Ziel ist es, die Abstimmung zum Klimaschutzgesetz zu gewinnen.»

Selbst mit den neu gewonnenen Mitgliedern ist Casafair allerdings nur einen Bruchteil so gross wie der HEV: Während der «Verband für umweltbewusste und faire Wohneigentümer*innen» rund 15'000 Mitglieder zählt, ist es beim bürgerlichen HEV mit 340'000 ein Vielfaches davon. Bei der Abstimmung zum Klimaschutzgesetz ist Casafair deshalb – anders als der HEV – ein vernachlässigbarer Player.

Laut Umfragen sind die Befürworter der Vorlage derzeit in der Mehrheit, wenn auch nur knapp. Bis zum 18. Juni dürften deshalb beide Lager ihre Kampagne noch intensivieren. Mit dem Klimagesetz soll die Schweiz ihrer Verpflichtung nachkommen, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Es sieht vor, den Ersatz von Öl- und Gasheizungen mit jährlich bis zu 200 Millionen Franken pro Jahr zu subventionieren.

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