Wegen SVP-Kurs des Hauseigentümerverbands
Mitte-Politiker ruft zum HEV-Austritt auf

Die Verbandsmitglieder sollen dem HEV lebewohl sagen, findet Mitte-Umweltpolitiker Stefan Müller-Altermatt. Sie sollen quasi den Ruedi Noser machen, der den Hauseigentümerverband wegen dessen Kurs beim Klimaschutz-Gesetz verlassen hat.
Publiziert: 23.05.2023 um 01:29 Uhr
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Der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser zeigt dem Hauseigentümerverband die kalte Schulter.
Foto: Keystone
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (46) ruft zum Protest mit den Füssen auf: «Ich sage den HEV-Mitgliedern: Tretet aus! Der Verband soll spüren, dass er hier einen Chabis gemacht hat.» Aktuell sei der Hauseigentümerverband «wirklich sehr stark ideologisch verseucht», so der Umweltpolitiker.

Die Wogen gehen hoch bei den Hauseigentümern, die sich im HEV organisiert haben. Gerade in den sozialen Medien erntet FDP-Ständerat Ruedi Noser (62) viel Applaus dafür, dass er den Hauseigentümerverband verlässt, weil er dessen Ablehnung des Klimaschutz-Gesetzes nicht mittragen will, wie der SonntagsBlick publik machte.

Weitere bürgerliche Kritik

Zentrumspolitiker wie die GLP-Nationalräte Barbara Schaffner (54) und Beat Flach (58) kritisieren den HEV ebenfalls in den sozialen Medien. Letzterer ist aber nicht neutral, schliesslich ist er der Vizepräsident von Casafair, dem HEV-Konkurrenzverband.

Aber auch die Basler FDP-Nationalrätin Patricia von Falkenstein (62) zeigt Verständnis für Noser. Sie betont, dass der HEV Basel-Stadt, den sie präsidiert, klar Ja sagt zum Klimagesetz.

Mehr Vernünftige

Bei der Mitte-Partei ist man «recht unglücklich» darüber, dass sich die beiden HEV-Vorstandsmitglieder und Mitte-Politiker, Ständeratspräsidentin Brigitte Häberli-Koller (64) und Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (44), nicht klarer von der HEV-Beteiligung an der SVP-Stromfresser-Kampagne distanzieren. Offene Kritik mag man aber nicht üben.

Müller-Altermatt sagt nur, leider seien Häberli-Koller und Bregy im Verbandsvorstand zahlenmässig unterlegen. «Es braucht wieder eine Mehrheit vernünftiger Leute im Vorstand.»

Und die Mitte-Frauen-Chefin Christina Bachmann-Roth wünscht, dass sich die beiden für ein Ja zum Klimaschutz-Gesetz einsetzten – «trotz ihrer Rolle als Vorstandsmitglieder des HEV».

Grenze überschritten

Zum Verband selbst meint sie: «Natürlich kann der HEV auch einmal die Haltung der SVP teilen, aber gleich das Stromfresser-Wording zu übernehmen, geht nicht.» Und wenn es gar stimme, dass sich der HEV an der SVP-Kampagne finanziell beteilige, sei eine Grenze überschritten.

Sie selbst spielt mit dem Gedanken, den HEV ebenfalls zu verlassen: «Solange ich eine Möglichkeit sehe, etwas zu verändern, bleibe ich dabei. Aber ich will mich nicht verbiegen.»

Platz für verschiedene Meinungen

Damit scheint Fraktionspräsident Bregy weniger Mühe zu haben: «Ich habe das CO2-Gesetz und das Klimagesetz entgegen der Meinung des HEV im Parlament immer unterstützt.» Diese Meinung habe er auch klar kommuniziert, zuletzt in der Immobilienzeitschrift «Immobiler» wie auch in Inseraten. Sowohl innerhalb einer Partei, als auch in einem Verband müssten aber unterschiedliche Meinungen Platz haben. Das bereichere die Diskussion, findet er.

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