Er hat es geschafft. Thomas Zeltner (75) ist neuer Präsident des Schweizerischen Rotes Kreuz (SRK). Es dürfte kein leichter Job werden, den das SRK steckt in einer tiefen Krise.
Nachdem vergangenen Dezember Direktor Markus Mader (60) abgesetzt worden war, geriet dessen Präsidentin, Barbara Schmid-Federer (57), ins Kreuzfeuer der Kritik. Eine externe Untersuchung attestierte ihr «wenig Eignung und Willen zur Führung». Schmid-Federer trat schliesslich zurück – «aus gesundheitlichen Gründen». Zeltner will jetzt Ruhe in die Organisation hereinbringen. Das ist auch nötig, denn auch die eigenen Mitarbeiter beklagen ein schlechtes Arbeitsklima.
«Ein Novize im Amt»
Zeltner betonte an der anschliessenden Medienkonferenz, er sei «ein Novize im Amt» und auch auf die Zusammenarbeit mit seinen beiden Vizepräsidenten angewiesen. Aber auch die Vizepräsidenten Matteo Pedrazzini und Hans Jürg Steiner standen in der Kritik. Es herrscht die Befürchtung, es ändere sich nichts, wenn die beiden im Amt bleiben, sagten Insider zu Blick.
Wie lange sie alle im Amt bleiben, ist noch nicht klar. Gewählt wurden sie nämlich für vier Jahre. Doch alle Ratsmitglieder seien einverstanden, vorerst nur ein Jahr zu bleiben. In dieser Zeit sollen die Profile der Präsidien des Rotkreuzrats neu definiert werden. «Wenn wir nicht mehr dem gewünschten Profil entsprechen, treten wir zurück», so Zeltner.
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So soll auch sichergestellt werden, dass die Gremien diverser werden – das hatten auch die Mitarbeiter gefordert. «Es hat eine Frau und einen Romand. Das wäre für eine moderne Wirtschaftsfirma nicht mehr gängig», gab Zeltner zu. In einem Jahr soll sich das ändern. «Einige der Männer sollten Platz machen für Frauen, einige Deutschschweizer für Romands.»
Mit Sommaruga im Kontakt
Eine Frau, die immer wieder als SRK-Chefin gehandelt wurde, ist alt Bundesrätin Simonetta Sommaruga (63). Sie seien telefonisch im Kontakt gestanden, so Zeltner. Sie sei offen für Diskussionen, so Zeltner, nur um gleich nachzuschieben: «Sie sagte aber, sie sei im Moment sehr beschäftigt.»
Für Zeltner gehe es jetzt darum, das Vertrauen zurückzugewinnen – das habe gelitten. «Was ich mir wünsche in den nächsten Monaten, ist, dass Henry Dunant – könnte er aus dem Grab hochschauen – stolz wäre, wie die Organisation aufgestellt ist.» (bro)