Nach Rickli-Absage
Zürich droht historische Bundesrats-Schlappe

Nun hat auch noch Mitfavoritin Natalie Rickli für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer abgesagt. Für die Zürcher SVP wird es damit eng, doch noch eine valable Kandidatur zu stellen. Der grösste Kanton läuft Gefahr, seinen ständigen Regierungssitz zu verlieren.
Publiziert: 06.10.2022 um 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2022 um 19:01 Uhr
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Ueli Maurer packt schon mal seine Sachen. Ende Jahr tritt der SVP-Finanzminister aus dem Bundesrat zurück.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer

Und jetzt auch noch Natalie Rickli (45). Die Zürcher Gesundheitsdirektorin und Ex-Nationalrätin will nicht Nachfolgerin von Ueli Maurer (71) werden. Zuvor hatten bereits SVP-Nationalrat Gregor Rutz (49) und Fraktionskollegin Magdalena Martullo-Blocher (53) ihren Verzicht auf eine Bundesratskandidatur erklärt. Genauso wie SVP-Regierungsrat Ernst Stocker (67).

Bei der Zürcher SVP lichtet sich das Kandidatenfeld. Der bevölkerungsreichste Kanton und Wirtschaftsmotor des Landes droht seinen Sitz im Bundesrat zu verlieren.

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Denkbar ungünstiger Zeitpunkt

Rickli will lieber ihre Arbeit in der Zürcher Regierung fortsetzen. «Die Bevölkerung soll sich weiterhin auf ein hervorragendes Gesundheitswesen verlassen können», begründete sie die Absage auf Twitter.

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In ihrer Partei erstaunt Ricklis Absage nicht. Für sie kommt Maurers Rücktritt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, sind doch bereits im Februar Zürcher Regierungswahlen. «Mit einer Bundesratskandidatur hätte Rickli ihren Regierungssitz aufs Spiel gesetzt», ist aus ihrer Partei zu hören.

Da Rickli schon einige Jahre nicht mehr in Bern politisiere, hätte sie es aber vielleicht nicht einmal aufs Kandidatenticket der SVP geschafft. «Das wäre für sie ein Desaster gewesen. Es wäre dem Zürcher Wahlvolk nicht einfach zu erklären gewesen, warum es Rickli nun halt doch wieder in die Regierung wählen soll. Das Risiko war ihr wohl zu gross.»

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SVP-Matter darf nicht kandidieren

Für die Zürcher SVP wird es damit eng. Eine offizielle Kandidatur fehlt noch immer, und die Liste mit möglichen Namen wird immer kürzer. Gleichzeitig läuft schon diesen Donnerstag die interne Bewerbungsfrist ab. Nach wie vor genannt wird etwa der Name von SVP-Nationalrat Alfred Heer (60). Er wird zwar vielfach als hochkompetent gelobt, dürfte aber schon nur bei der SVP-Findungskommission einen schweren Stand haben, vertritt er doch immer mal wieder eine eigene Meinung.

Auch Nationalrat Thomas Matter (56) will die Karten noch nicht auf den Tisch legen. Allerdings: «Bei meiner Wahl in den Nationalrat musste ich meiner Frau versprechen, dass ich nie Bundesrat werde. Aus diesem Versprechen hat sie mich bis heute nicht entlassen», erzählt er schmunzelnd. SVP-intern hätte Matter wohl Chancen, dem Parlament aber könnte er zu stramm auf SVP-Kurs sein.

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Fast schon historisch

Kommt es also nicht doch noch zu einer Überraschung, wird der Kanton Zürich tatsächlich seinen Bundesratssitz verlieren. Das wäre fast schon historisch. Seit 1848 war das Schwergewicht unter den Kantonen nur gerade während sechs Jahren nicht in der Landesregierung vertreten – und zwar nach dem Rücktritt von Elisabeth Kopp 1989. Gerade auch Wirtschaftskreise würden gerne eine Kandidatur sehen. So bestünde wenigstens eine kleine Chance, den Sitz weiter zu besetzen.

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