SVP-Chef Chiesa rechnet mit mehreren Kandidaten für Maurer-Nachfolge
«Es gibt wahrscheinlich kein Einer-Ticket»

SVP-Präsident Marco Chiesa geht davon aus, dass seine Partei dem Parlament mehrere Kandidaten für die Nachfolge von Bundesrat Maurer vorschlagen wird.
Publiziert: 02.10.2022 um 09:39 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2022 um 10:00 Uhr
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SVP-Präsident Marco Chiesa findet, mit dem Rücktritt von Ueli Maurer verliere nicht nur seine Partei, sondern «die ganze Schweiz» einen volksnahen Bundesrat.
Foto: Zamir Loshi
Interview: Camilla Alabor

SonntagsBlick: Herr Chiesa, wer hat die besten Chancen auf die Nachfolge von Ueli Maurer?
Marco Chiesa:
Das ist nicht an mir zu sagen. Die Kantonalparteien haben bis zum 21. Oktober Zeit, Kandidaten vorzuschlagen. Die Findungskommission wird diese evaluieren und der Fraktion einen Vorschlag machen.

Wie viele Kandidaten wird die SVP dem Parlament vorschlagen?
Das entscheidet die Fraktion. Ich denke, es wird wahrscheinlich eine Auswahl geben und kein Einer-Ticket.

Wie wichtig ist die Herkunft der Kandidaten? Muss Maurers Nachfolger ebenfalls ein Zürcher sein?
Ich kann mir vorstellen, dass die Kantonalpartei aus dem wirtschaftlich wichtigen und bevölkerungsreichsten Kanton Zürich eine Kandidatur lancieren wird. Sicher ist einzig: der Kandidat oder die Kandidatin wird aus der Deutschschweiz kommen.

Als Kronfavorit für Maurers Nachfolge gilt der Berner Albert Rösti. Damit wären allerdings zwei Berner in der Regierung. Aus Ihrer Sicht ein Problem?
Nein. Es wäre nicht das erste Mal, dass zwei Vertreter aus demselben Kanton im Bundesrat sind.

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Die SVP hat noch nie eine Frau als Bundesrätin gehabt. Muss diesmal eine Frau aufs Ticket?
Wir hatten im Jahr 2000 mit der Zürcher Regierungsrätin Rita Fuhrer bereits eine Kandidatin auf dem SVP-Ticket. Aber die SP und die Grünen wählten lieber den nicht offiziellen Kandidaten Samuel Schmid. Ich denke, die Kantone werden Kandidatinnen präsentieren. Es zirkulieren ja schon verschiedene Namen wie Natalie Rickli, Esther Friedli oder Diana Gutjahr. Als Parteipräsident warte ich auf die Vorschläge der Findungskommission.

Was bedeutet der Rücktritt von Ueli Maurer für die Partei? Kaum einer verkörpert, neben Blocher, die Partei so sehr wie er …
Nicht nur die SVP, sondern die ganze Schweiz verliert einen sehr volksnahen Bundesrat. Ueli Maurer hat die Politik geprägt. Er ist bodenständig, nahm sich immer Zeit für ein Gespräch oder ein Selfie. Ich mag mich erinnern, wie ich Ueli vor zehn Jahren in Lugano getroffen habe. Damals war ich mit meiner Familie unterwegs, und Ueli Maurer fragte, ob er ein Foto mit meinem dreijährigen Sohn machen könnte. Er, der Bundesrat, hat gefragt, nicht umgekehrt, verstehen Sie? Das ist Ueli Maurer.

Und er hat das Kollegialitätsprinzip als Bundesrat immer wieder geritzt.
Er hat die entscheidenden Beschlüsse der Regierung immer verteidigt. Natürlich hat er starke Überzeugungen und das Recht, diese zu zeigen. Wenn er das in 14 Jahren ein paar Mal gemacht hat, ist das nicht viel.

Für Kontroversen sorgte, als er sich mitten in der Pandemie ein Trychler-Hemd überstreifte …
Ich glaube, Bundesrat Maurer hat dazu schon genug gesagt. Man kann nicht 14 Jahre in der Regierung auf einen Moment, auf ein Hemd, reduzieren. Ueli Maurer wird im Gegenteil parteiübergreifend geschätzt. Das zeigt sich etwa daran, dass er mit einem Glanzresultat zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Und auch an den Reaktionen aus anderen Parteien zu seinem Rücktritt.

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