Wieder nix. Die Bündner Gemeinde Surses GR sagt deutlich Nein zu einem hochalpinen Solarkraftwerk. Sie befindet sich mittlerweile in guter Gesellschaft. In Saanen BE wurden im vergangenen Dezember zwei alpine Solaranlagen abgelehnt, einen Monat zuvor traf es das Projekt in Ilanz GR. Dazu kommen noch weitere Projekte, die zusammengestutzt wurden.
Sie alle sollten dank des Solarexpress' schneller gebaut werden können. Das Parlament hatte das Gesetz mit Notrecht durchs Parlament gepeitscht. Grosse Solaranlagen in den Bergen werden üppig subventioniert und bekommen leichter Bewilligungen. Dafür müssen sie bis 2025 einen ersten Teil des Stroms liefern. Der grösste Teil soll später folgen.
Kurz nachdem sich das Parlament geeinigt hatte, begann vielerorts die Planung. Goldgräberstimmung allerseits. Doch die ist mittlerweile verflogen. Der Solarexpress wird zum Bummelzug.
«Vielen Leuten fehlt das Bewusstsein»
Jürg Rohrer, Professor für erneuerbare Energien an der ZHAW, glaubt nicht, dass die ehrgeizigen Fristen schuld sind an den Abstimmungsniederlagen. «Vielen Leuten fehlt das Bewusstsein, dass wir mit der Energiewende nicht nochmals jahrelang warten können», sagt Rohrer. «Wir müssen die Solarenergie doppelt so schnell ausbauen wie bisher.» Auf den Dächern alleine sei dies ohne Solarpflicht nicht zu schaffen.
Der Solarexpress sieht vor, dass ein erster Teil der Anlagen bis 2025 Strom liefern muss, damit Geld fliesst. Für Rohrer ist das aber nicht entscheidend. «Die restlichen 90 Prozent des Stroms der neuen Anlagen müssen gemäss Solarexpress bis 2030 geliefert werden. Dies ist die wichtigere Bedingung.»
Zwei Terrawattstunden Strom sollte der Solarexpress liefern. Rohrer schätzt, dass es deutlich weniger sein wird. «Es dürfte schlussendlich weniger als eine Terrawattstunde sein, also weniger als die Hälfte.»
Nationalrat diskutierte schon über Verlängerung
Der Nationalrat diskutierte im Dezember sogar über eine mögliche Verlängerung des Solarexpresses. «Wir müssen jetzt ein Signal an die Investoren aussenden», begründete FDP-Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher (57) gegenüber der «NZZ am Sonntag» den Antrag. «Sonst springen immer mehr von ihnen ab.» Im Nationalrat war der Vorschlag aber chancenlos.
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Am Donnerstag berät die zuständige Kommission des Ständerats unter anderem über die Energie-Vorlage. Gut möglich, dass auch da eine Verlängerung wieder zum Thema wird – zumindest für jene Projekte, die eine Abstimmung in der Gemeinde überstanden haben. Denn auch davon gibt es einige.
Die grössten Erfolgschancen haben bislang Projekte, die in der Nähe von bestehender Infrastruktur sind, zum Beispiel Skilifte oder Gondelbahnen, so zum Beispiel Projekte in Davos GR oder Laax GR. Wie viele Projekte tatsächlich realisiert werden, wird sich noch zeigen. Die Hürden sind hoch, nicht nur wegen des Volkes, sondern auch wegen der Infrastruktur. Der Weg zu deutlich mehr Solarenergie ist lang.