Nach medizinischen Notfällen im Bundeshaus
Jetzt sind die teuren Sanitäter da

Neu sind stets zwei Sanitäter im Bundeshaus, wenn das Parlament tagt. Kostenpunkt: 18’000 Franken pro Session. Das sei viel zu viel, findet SVP-Nationalrat Andreas Glarner.
Publiziert: 10.06.2023 um 18:03 Uhr
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Aufregung im Bundeshaus: Im Dezember war Nationalrätin Sarah Wyss (SP/BS) zusammengebrochen.
Foto: zVg

Im Parlament in Bern kommt es immer wieder zu medizinischen Notfällen. So brach letztes Jahr im Herbst der St. Galler SVP-Nationalrat Lukas Reimann (40) im Nationalratsaal zusammen.

Im Winter war es dann SP-Nationalrätin Sarah Wyss (34), die aufgrund eines medizinischen Notfalls im Bundeshaus direkt ins Spital eingeliefert werden musste. Bei beiden Fällen handelte es sich glücklicherweise um keine schwerwiegenden Diagnosen.

Und immer zur Stelle waren die beiden SP-Politiker und Ärzte Angelo Barrile (46) und Marina Carobbio (56). Sie bildeten zusammen den inoffiziellen Sanitätsdienst des Bundeshauses.

Glarner spricht von Sonderprivilegien

Dieses Mediziner-Duo gehört jedoch der Vergangenheit an: Barrile tritt im Herbst nicht mehr an und seine Ständeratskollegin Carobbio wurde in die Tessiner Regierung gewählt. Seither ist sie nicht mehr in Bundesbern tätig.

Um dem medizinischen Fachkräftemangel im Bundeshaus entgegenzuwirken, wurde nun ein professioneller Sanitätsdienst eingesetzt. Seit Beginn der dreiwöchigen Sommersession patrouillieren zwei Sanitäter eines privaten Unternehmens durch die Gänge des Bundeshauses, berichtet «20 Minuten». Kostenpunkt: 18’000 Franken pro Session.

Hier wird Lukas Reimann in den Krankenwagen getragen
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Im Parlament zusammengebrochen:Hier wird Lukas Reimann in den Krankenwagen getragen

Das sei viel zu teuer, findet SVP-Nationalrat Andreas Glarner (60) und hat eine entsprechende Anfrage beim Bundesrat deponiert. Darin spricht er von einem «realitätsfernen Entscheid». Angesichts der vom Parlament geforderten Sparmassnahmen sei diese medizinische Vorsichtsmassnahme «ein Sonderprivileg» für die Politiker, heisst es darin.

Auch Sarah Wyss ist nicht sonderlich wohl, wie sie gegenüber «20 Minuten» sagt. «Es ist mir etwas unangenehm, dass, unter anderem wegen meines Vorfalles, nun Sanitäter da sind. Zusammenbrüche können ja überall passieren.» Sie habe sich von Barrile und Carobbio hervorragend betreut gefühlt.

Sanitäter vorerst bis Ende Jahr da

Die Parlamentsdienste argumentieren jedoch anders: Die Sanitäter seien nicht nur für Politikerinnen und Politiker da. Pro Tag werden mehrere Hundert Personen im Parlament erwartet, etwa Besucherinnen, Bundesangestellte oder sonstige Gäste. Damit ähnle die Situation jener einer Grossveranstaltung. Auch diese müssen dem Kanton Bern jeweils ein Sanitätskonzept vorlegen.

Der Test mit den privaten Sanitätern läuft vorerst bis Ende Jahr. Bis dahin wird der zusätzliche Service mit 54’000 Franken zu Buche geschlagen haben. Danach wird man in Bern analysieren, ob sich die Massnahme bewährt hat.

Im Herbst wird ja zudem gewählt. Wer weiss, wie viele Ärzte dann wieder ins Parlament einziehen, die den freiwilligen Sanitätsdienst wieder übernehmen können. (sie)

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