Mietwohnungen sind besonders betroffen
So hat die Zuwanderung die Immopreise angeheizt

Die Zuwanderung hat einen Effekt auf die Immopreise. Bei Mieten fällt dieser stärker aus als bei Eigenheimen. Doch es gibt weitere Faktoren, wie Studien zeigen.
Publiziert: 29.08.2023 um 15:42 Uhr
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Seit 2000 sind die Preise für Einfamilienhäuser um 103 Prozent gestiegen, schreibt Avenir Suisse.
Foto: imago/MIS

Steigende Hauspreise, steigende Mieten – der Immobilienmarkt setzt den Schweizerinnen und Schweizern zu. Immer mehr Menschen tun sich schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden, besonders in den Städten.

Während die Linke Immo-Spekulanten für den Wohnungsmangel verantwortlich macht, liegt der Grund dafür für die Rechte bei der Zuwanderung. Insbesondere die Personenfreizügigkeit mit der EU, die dafür sorgt, dass Deutsche, Franzosen und Portugiesen einfach in die Schweiz einwandern können, sorge dafür, dass der Wohnraum immer knapper wird, behauptet die SVP.

Doch stimmt das? Dieser Frage geht eine neue Studie der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse nach. Klar ist: Seit dem Jahr 2000 sind die Preise für Eigenheime um 103 Prozent gestiegen. Und da die Personenfreizügigkeit 2002 in Kraft trat, läge ein enger Zusammenhang auf der Hand. 

Bis zu 25 Prozent bei Eigenheimen

Forscherinnen und Forscher der Universität Freiburg haben sich das genauer angeschaut. Sie untersuchten die Veränderung der Immopreise in Regionen, in denen seit den 80er-Jahren viele Ausländer aus den EU-Staaten wohnen, und verglichen diese mit der Entwicklung in Regionen mit weniger Zuwanderung.

Die Annahme dahinter: Einwanderer lassen sich in Regionen nieder, in denen schon Landsleute leben. Schwerpunkt der portugiesischen und spanischen Migration war die Westschweiz, die Deutschen hingegen haben sich eher in den Deutschschweizer Grossstädten angesiedelt, insbesondere in Zürich.

Fallende Zinsen waren wichtiger

Ergebnis: Die Immopreise stiegen – aber nur kurz- und mittelfristig: in Regionen mit starker Zuwanderung für etwa zehn Jahre, in jenen mit geringerer Zuwanderung nur für vier Jahre. Und: Auf das Konto der Zuwanderer aus der EU gingen auch in den migrationsstarken Regionen lediglich 10 bis 25 Prozent der Preisanstiege. 

Wichtiger, so folgern die Autoren von Avenir Suisse, waren die fallenden Zinsen: Ab der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre bis 2022 sanken die Hypothekarzinsen von sieben auf ein Prozent. Das führt zu steigenden Preisen. Und, wie Avenir Suisse ausführt, war der Anstieg der Immobilienpreise in dieser Zeit ein weltweites Phänomen, das auch in Ländern ohne nennenswerte Zuwanderung zu beobachten war.

Grösserer Effekt bei den Mieten

Auf dem Mietmarkt war der Effekt grösser, was wenig erstaunt, wohnen Zuwanderer doch zumindest zunächst zur Miete. Bei einem jährlichen Zuzug von Einwanderern in der Höhe von einem Prozent der Bevölkerung einer Region stiegen die Neumieten um sieben Prozent.

Doch auch das sei nur ein kurzfristiger Effekt, so Avenir Suisse. Denn steigende Mieten würden die Bautätigkeit ankurbeln. Gemäss einer weiteren Studie erhöht ein Anstieg der Mieten um zehn Prozent den Wohnungsbestand langfristig um 16 Prozent.

Zehn Jahre nach Einführung der Personenfreizügigkeit, so Avenir, «gingen keine messbaren Effekten auf die Immobilien mehr aus». (sf)

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