Der Kanton Graubünden will 25 alpine Flächen für Windkraft nutzbar machen. In den grossen Skigebieten würden dann direkt neben der Piste und hinter dem Ferienhaus Windräder surren. Auf dem Crap Sogn Gion bei Flims-Laax ebenso wie auf dem Jakobshorn bei Davos und dem Weisshorn oberhalb Arosa. Aber auch in der Bündner Herrschaft und in der Region Reichenau sieht der Richtplan Windenergiegebiete vor.
Doch nun geht die SVP Graubünden gegen die Pläne auf die Barrikaden. Prominenteste «Doña Quichote» im Kampf gegen die Windmühlen ist Magdalena Martullo-Blocher (53). «Das ist ein Affront!», sagt die SVP-Nationalrätin zu Blick. «Die 25 Windparkzonen liegen voll in den schönsten Tourismusdestinationen.» Doch auch ein Teil des Betriebsgeländes von Martullos Ems-Werk in Domat/Ems ist als Windkraftgebiet ausgeschieden.
«Da stehen einem die Haare zu Berge!»
Für die Ausscheidung der Gebiete habe sich die Regierung allein an den Kriterien Windverhältnisse, vorhandene Grob-Erschliessung und genügend Platz orientiert. Landschaftsschutz, Siedlungsnähe, Tourismus und bestehende Industrie- oder Landwirtschaftsbauten seien ausser Acht gelassen worden.
In Visualisierungen versucht die SVP Graubünden aufzuzeigen, wie sehr die Windkraftanlagen die Orts- und Landschaftsbilder prägen würden: In Arosa beispielsweise stehen die Windräder direkt hinter dem Siedlungsgebiet, in der Herrschaft dominieren sie den gesamten Talboden. «Da stehen einem ja die Haare zu Berge!», so Martullo weiter.
Gemeinden seien nicht informiert
Sie ist überzeugt, dass die Bündner keine Ahnung hätten, was ihnen drohe. Denn die SVP Graubünden kritisiert nicht nur die Windgebiete an sich, sondern auch das Vorgehen des Kantons. Noch bis Ende Juni ist der Richtplan in der Vernehmlassung, in deren Rahmen sich Parteien und Verbände, aber auch Gemeinden dazu äussern können. Es sei die einzige Mitsprachemöglichkeit, denn über den Richtplan entscheidet später allein die Regierung. Weder Kantonsparlament noch Bevölkerung müssten diesen absegnen.
Und die meisten wüssten nicht mal davon. Die Gemeinden seien ebenso wenig über die Vernehmlassung informiert worden wie die Bevölkerung, so die Kantonalpartei. Es haben zwar sieben Informationsveranstaltungen stattgefunden, doch seien diese so kurzfristig angesetzt und wenig publik gemacht worden, dass kaum jemand daran teilgenommen hat.
Zudem finde die Vernehmlassung erstmals rein elektronisch statt – und das System, um die Antworten einzuspeisen, sei kompliziert und bedienerunfreundlich. Und das bei einer Vorlage, die 400 Seiten umfasse und äussert komplex sei.
Kanton soll Richtplan zurückziehen
Die SVP Graubünden fordert die Kantonsregierung daher zum sofortigen Rückzug des Richtplans auf. Dieser müsse – in enger Zusammenarbeit mit Gemeinden und Regionen – komplett überarbeitet werden. Dazu hat sie eine Petition gestartet. Sollte sich der Kanton weigern, so sei die Vernehmlassung wenigstens um drei Monate zu verlängern, damit die Gemeinden sich sorgfältig mit den Plänen auseinandersetzen können.
Zudem reicht die SVP Graubünden nächste Woche eine Fraktionsmotion im Grossen Rat ein, wonach der Mindestabstand der Windräder zur nächsten Liegenschaft mindestens einen Kilometer betragen muss – wie das im Ausland und in anderen Kantonen bereits gilt.