Auf einen Blick
- Martin Pfister stellt sich als Bundesratskandidat vor und beantwortet Medienfragen
- Pfister betont seine Erfahrung in der Exekutive und im Militär als Vorteile
- Er war von 2004 bis 2012 Kommandant der Katastrophenhilfe in fünf Kantonen
Bis am Donnerstag rätselten viele: Wer ist der Zuger Bundesratskandidat Martin Pfister (61), der Anfang Woche sein Interesse am Bundesratsamt bekannt gab? Am Donnerstag war er nun bereit, sich den Fragen der Medien zu stellen.
Blick bilanziert, wie sich der Zuger an seiner Medienkonferenz geschlagen hat. Das sind die zentralen Punkte:
Dossierverständnis
Noch ist nicht absolut klar, welches Departement im Bundesrat frei wird nach Viola Amherds (62) Rücktritt. Doch es dürfte wohl das Verteidigungsdepartement (VBS) sein; bisher deutet nichts darauf hin, dass einer der bisherigen Bundesräte sich die Armee mit ihren schwierigen Dossiers krallen will.
Hier hat Pfister einen kleinen Vorteil gegenüber seinem Mitte-Konkurrenten Markus Ritter: Er bekleidet den Rang eines Obersts, führte ein Rettungsbataillon und kommandierte zwischen 2004 und 2012 die Katastrophenhilfe der Armee in den Kantonen Zug, Uri, Schwyz, Graubünden und Tessin. Er sagte dazu am Donnerstag: «Eine Kaserne ist mir vertrauter als das Bundeshaus.»
Zudem hat er einen persönlichen Spitzel in der Armee, wie er gegenüber Blick verriet. Sein Sohn Samuel dient in der Infanterie der Schweizer Armee. Dieser habe ihm mitgegeben, dass er als künftiger Bundesrat bitte dafür sorgen solle, dass alle Infanteristen mit Fahrzeugen ausgestattet werden, erzählt Pfister.
Bei einer anderen Frage war er ratlos: Würde er eine Wiederausfuhr von Schweizer Waffen in die Ukraine befürworten?, wurde der Zuger gefragt. Pfister zog den Joker.
Reaktionsfähigkeit
Pfister brauchte lange, um sein Interesse am Bundesrat bekannt zu geben. Das tat seine Partei erst wenige Stunden bevor die Frist ablief. Danach war er nicht bereit, Fragen von Journalisten zu seiner Kandidatur zu beantworten, sondern räumte sich dafür eine Frist von drei Tagen ein. Das zeigt: Pfister lässt sich gerne Zeit. Zu viel Zeit?
Sein Konkurrent Ritter war im Vergleich um kein Wort verlegen. Pfister dagegen konnte nicht auf alle Fragen der Journalisten antworten und gab offen zu, dass er Zeit für vertiefte Analysen brauche. Er sei grundsätzlich gegen Schnellschüsse, so Pfister. Als Bundesrat könnte er sich wohl nicht mehr so viel Zeit nehmen.
Sprachkenntnisse
Als Bundesrat ist man Vertreter der ganzen Schweiz und vertritt diese auch im Ausland. Darum sind die Kenntnisse der Landessprachen und Fremdsprachen wichtig. Pfister offenbarte, dass es da bei ihm – genauso wie bei Ritter – Luft nach oben gebe, was Französisch angehe. Die Fragen der welschen Journalisten brachten ihn ins Straucheln. Seine Französischkenntnisse müssen «noch weiterentwickelt werden», gestand er. «Ich habe mein Französisch vor allem im Militär gelernt. Das ist aber eine recht lange Zeit her.»
An der Medienkonferenz stellte ein Journalist zudem eine Frage auf Englisch, um Pfisters Englischkenntnisse zu testen. Der Zuger ging darauf ein und antwortet «in English». Problemlos.
Gmögigkeitsfaktor
Parteipräsident Gerhard Pfister (62) hat auf eine Kandidatur für die Regierung verzichtet, weil sein «Gmögigkeitsfaktor» zu gering sei, wie er sagte. Wie steht es um den bei Namensvetter Martin Pfister? «Ich glaube, dass ich eine gewisse Gmögigkeit habe», so der Zuger, der in einer Gugge spielt. Schlussendlich müssten das aber andere beurteilen, gab er bescheiden zu bedenken.
Seine Nachteile
Pfister ist im Bundeshaus nahezu unbekannt. Über die Kantonsgrenzen hinaus «kennen mich tatsächlich nur wenige», sagte Pfister. Gerade im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Ritter. Wie will er das aufholen? «Ich bringe eine Erfahrung mit, die geprägt ist durch meine Exekutiverfahrung als Regierungsrat», sagt Pfister am Donnerstag. Um unter der Bundeshauskuppel bekannter zu werden, hat der Mitte-Politiker zudem eine PR-Beraterin engagiert, wie er auf eine Frage einräumte.
Auch wirkte er im Auftritt verglichen mit Ritter zurückhaltend. Das liege in seinem Naturell, sagt er gegenüber den Medien. Aber ob er sich bei den Parlamentariern so Gehör verschaffen kann?
Pfisters Trümpfe
Einer seiner Vorteile: Er ist nicht Ritter. Und Konkurrent und Bauernlobbyist Markus Ritter hat insbesondere mit vielen Linken nicht das Heu auf derselben Bühne. Pfister könnte also versucht sein, dort Stimmen zu gewinnen. Im Bundesrat würde er sich für eine Balance zwischen wirtschaftlich starkem und sozialem Staat einsetzen, betonte der Mitte-Kandidat denn auch. Im Kanton Zug sei das bei der Gesundheit der Fall: Der ganzen Bevölkerung stehe eine Gesundheitsversorgung hoher Qualität zu tiefen Prämien zur Verfügung.
Zudem vertritt er einen Geberkanton im Finanzausgleich. «Ich würde es als Gewinn betrachten, wenn die Erfahrung der Kantone im Bundesrat mehr Gewicht hätte», unterstreicht er. Weiter gibt Pfister auch zu bedenken, dass die Zentralschweiz schon längere Zeit kein Mitglied mehr im Bundesrat hatte. Der freisinnige Kaspar Villiger (84) gehörte dem Gremium von 1989 bis 2003 an.