Auf einen Blick
- SVP entscheidet über Unterstützung für Mitte-Kandidaten bei Bundesratsersatzwahl nach Hearing
- Esther Friedli könnte Ritters Wahl beeinflussen, sie unterstützt ihn offiziell
- Zwei offizielle Mitte-Kandidaten: Markus Ritter (57) und Martin Pfister (61)
Die SVP ist die stärkste Fraktion im Bundeshaus. Daher ist entscheidend, wem sie bei der Wahl zur Nachfolge von Bundesrätin Viola Amherd (62) ihren Goodwill schenkt.
Noch lässt sich nicht voraussagen, welcher der beiden Mitte-Kandidaten die besseren Chancen bei der Sünneli-Partei hat. Doch die Gerüchteküche brodelt.
Die SVP kündigte an, dass die Bewertung der Papabili Markus Ritter (57) und Martin Pfister (61) in den Fraktionshearings am 4. März erfolgen wird. Dennoch dürften sich zwei SVP-Schwergewichte bereits jetzt Gedanken darüber machen, wem sie ihre Stimme geben – auch mit Blick auf ihre eigenen Zukunftspläne.
Mitte-Frauen schielen auf SVP-Frau
Ein Stolperstein für Ritters Wahl in die Landesregierung könnte eine Politikerin ausgerechnet aus St. Gallen sein: Esther Friedli (47). Sollte die SVP-Ständerätin langfristig selbst Ambitionen auf den Bundesrat haben, wäre für sie eine Wahl Pfisters vorteilhafter. Neben Ritter und Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) eine dritte St. Gallerin im Bundesrat wäre politisch kaum durchsetzbar.
Nachdem die Mitte bisher nur Männer als Nachfolge-Kandidaten für Amherd präsentiert hatte, wird in der Partei die Forderung laut, dass die SVP als Nächstes eine Frau nominieren sollte. Das könnte Friedlis Chancen begünstigen – trotz fehlender Exekutiverfahrung.
Allerdings will die SVP-Ständerätin Ritter offiziell nicht verhindern. Im Gegenteil. So sagte sie letzte Woche gegenüber CH Media, sie hoffe, dass es Ritter auf das offizielle Ticket der Mitte schaffe. «Ich werde Markus Ritter gerne in den Bundesrat wählen und mich auch einsetzen, dass ihn die SVP-Fraktion unterstützen wird», so Friedli über den Präsidenten des Bauernverbands, mit dem sie gemeinsam in der nationalrätlichen Wirtschaftskommission sass.
Und als Friedli 2023 für ihre Partei in den Ständerat wollte, konnte sie ebenfalls auf Ritters Unterstützung im Wahlkampf zählen.
Was sagt Aeschi?
Seit Montag ist klar, dass Ritter Konkurrenz aus dem Kanton Zug bekommt: Der dortige Gesundheitsdirektor Martin Pfister hat offiziell sein Interesse am Bundesratssitz angemeldet.
Die Zentralschweiz wartet schon seit 20 Jahren auf eine Vertretung in der Landesregierung. Sollte dem wenig bekannten Pfister der Coup gelingen, könnte dies allerdings mögliche Ambitionen eines anderen SVP-Politikers aus dem Kanton Zug durchkreuzen: SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (46) hatte schon 2015 für den Bundesrat kandidiert, musste damals aber Guy Parmelin (65) den Vorzug lassen.
Aeschi zeigt sich bisher diplomatisch. Er liess diese Woche verlauten, er kenne Pfister kaum. Seine Partei warte gespannt die Hearings ab.