Die Corona-Fallzahlen sind so hoch wie noch nie, die Massnahmen im Kampf gegen die Epidemie werden immer strenger. Auch in den Schulen spürt man das: Die meisten Kantone haben auf dem Schulareal eine Maskenpflicht für Lehrerinnen und Lehrer eingeführt. Einzig beim Unterrichten muss mancherorts keine Maske getragen werden.
Eine Ausnahme bildet dabei aber etwa der Kanton Appenzell Innerrhoden. Dort gilt immer noch das Minimum an Massnahmen: Lehrpersonen müssen lediglich dann eine Maske tragen, wenn der Sicherheitsabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Dabei zählt der Halbkanton derzeit zu den Corona-Hotspots im Land. «Eine einheitliche Lösung vom Bund wäre verständlicher gewesen», kritisiert Dagmar Rösler (48), Präsidentin des Lehrerverbands, diese Zustände.
Vorsicht bei Lehrern besonders geboten
«Es ist unglaublich wichtig, dass sich die Lehrpersonen gegenseitig schützen, indem sie insbesondere auf die Handhygiene und das Distanzhalten achten», doppelt der oberste Schuldirektor Thomas Minder (45) nach, «ansonsten steht uns bald ein Lehrermangel bevor!» Bis jetzt könne man Ausfälle noch mithilfe von Stellvertretern wettmachen – doch irgendwann trockne diese Quelle aus.
Die Volksschulen in den Kantonen Zürich, Obwalden und Luzern sagen auf Anfrage von BLICK, dass man sich auf einen bevorstehenden Engpass an Lehrpersonen vorbereiten müsse. In Obwalden mussten sich letzte Woche 24 Volksschullehrer in Quarantäne oder Isolation begeben. In Luzern fehlten gleich 68 Lehrpersonen im Unterricht. Zürich konnte keine genauen Angaben machen.
Und auch im Wallis, dem schweizweit am stärksten betroffenen Kanton, beobachtet man die steigenden Quarantänezahlen bei Lehrpersonen mit grosser Sorge. «Momentan sind knapp über 30 Lehrpersonen in Quarantäne», berichtet Tanja Fux von der Dienststelle für Unterrichtswesen im Wallis.
Lehrer müssen Pensen erhöhen
Aufgrund der angespannten Situation plane man besondere Massnahmen, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Wallis oder die Erhöhung von Teilzeit-Pensen. Auch der Kanton St. Gallen möchte mit solchen Massnahmen einem Mangel an Betreuungspersonal vorbeugen.
Allerdings dürfte gerade letztere Massnahme für manch eine Lehrperson gar nicht so einfach sein. «Lehrer mit Teilpensen haben diese meist aus einem Grund – wie zum Beispiel die eigene Kinderbetreuung», gibt Lehrerverbands-Präsidentin Rösler zu bedenken.
Fernunterricht soll verhindert werden
Fernunterricht wie im Frühling ist für sie aber auch keine Alternative. «Die Lehrerinnen und Lehrer wollen die Schülerinnen und Schüler sehen. Virtuell spürt man einander nicht richtig und kann die Schüler schlechter unterstützen», sagt Rösler. Einige Schüler verschwänden dabei sogar total in der «Versenkung». Die Schulen werden deshalb alles tun, um eine erneute Schliessung zu verhindern.
Auch die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK) setzt alles daran, Fernunterricht so lange wie möglich zu vermeiden. In einem Schreiben begründet die GDK diese Forderung mit dem Recht der Kinder auf Bildung und den negativen Auswirkungen von Schulschliessungen auf die Eltern und ihre Arbeitsfähigkeit. Ausserdem sei die Schule nur begrenzt für die Ausbreitung des Virus verantwortlich.
Mehr zu den steigenden Fallzahlen