Bund liefert Bartträger ans Messer
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Nur noch 5 Zentimeter
Bund liefert Bartträger ans Messer

Aus Angst vor Corona müssen die Sicherheitsleute im Bundeshaus ihre Bärte auf 5 Zentimeter stutzen. Das verlangt ab 1. November eine neue Dienstanweisung des Fedpols. Parlamentarier haben die Bart-ab-Aktion ins Rollen gebracht.
Publiziert: 22.10.2020 um 12:21 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2020 um 08:22 Uhr
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Wer im Bundeshaus für Sicherheit sorgen will, muss künftig den Bart stutzen.
Foto: Thomas Meier
Ruedi Studer

Es ist das Tuschelthema im Bundeshaus: Die Bärte des Sicherheitspersonals! Diese sind bei einigen offenbar zu lang. Jetzt will Nicoletta della Valle (59), Direktorin des Bundesamts für Polizei (Fedpol), den Sicherheitsleuten die Hipster-Bärte stutzen – und zwar Zentimeter genau. Wer sich weigert, wird versetzt.

Der Ursprung der Posse ist nicht ganz klar. Einige Parlamentarier hätten sich an der Bartlänge einzelner Polizisten gestört, wird kolportiert. Fakt ist: Sogar die Verwaltungsdelegation der eidgenössischen Räte – dieser gehören die zwei Präsidenten und vier Vizepräsidenten von National- und Ständerat an – hat sich dem Thema angenommen.

Probleme beim Maskentragen befürchtet

Mark Stucki von den Parlamentsdiensten bestätigt das BLICK offiziell: «Die Verwaltunsdelegation hat an ihrer letzten Sitzung im August die Fedpol-Direktorin gefragt, ob längere Bärte im Einsatzfall nicht problematisch seien», erklärt er. Eine Entscheidung habe die Delegation aber nicht gefällt, weil beim Barte des Polizisten dann doch das Bundesamt verantwortlich ist.

Wer die hochkarätige Frage im Krisenjahr 2020 aufs Tapet gebracht hat, lässt sich nicht genau sagen. SP-Ständeratspräsident Hans Stöckli (68, BE) tut sie als «Nebengeräusch» ab. Gemäss Stöckli kam die Frage im Zusammenhang mit den Corona-Schutzmassnahmen im Bundeshaus und dem Maskentragen auf den Tisch. «Wir haben das Problem der Bärte und Schnäuze beim Maskentragen angesprochen – ein langer Bart macht das korrekte Maskentragen ja nicht einfacher.» Eine Weisung seitens der Verwaltungsdelegation habe es aber nicht gegeben, betont Stöckli.

Fedpol: «Langer Bart ist eine Schwachstelle»

Aber die Diskussion hat den Stein ins Rollen gebracht – mit einem bartsträubenden Ergebnis: Fedpol-Chefin della Valle liefert Langbartträger ans Messer. Demnächst tritt nämlich eine neue Dienstanweisung für sämtliche Sicherheitsassistenten des Bundessicherheitsdienstes (BSD) in Kraft. «Für die Bartträger unter den Sicherheitsassistenten des BSD gilt ab dem 1. November 2020 eine Maximallänge von fünf Zentimetern ab Kinn», bestätigt Fedpol-Kommunikationschefin Cathy Maret die messerscharfen Bestimmungen.

Das Barttragen werde im Fedpol aber keineswegs verboten, betont sie. «Es geht darum, dort eine einheitliche Regelung zu schaffen, wo dies nötig ist.» Dies sei bei den BSD-Sicherheitsassistenten der Fall. «Dort kann ein langer Bart tatsächlich problematisch sein», erklärt Maret.

«Rein sicherheitstechnisch ist ein langer Bart eine Schwachstelle, wenn es beispielsweise zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit einem Angreifer kommt.» Dabei bestehe für den Bartträger auch ein höheres Verletzungsrisiko. Mit der neuen Regelung wolle das Fedpol seinen Schutzauftrag bestmöglich erfüllen und seine Mitarbeiter schützen.

Zwei Bartträger wurden versetzt

Maret bestätigt zudem, dass Rückmeldungen von Parlamentariern und Diskussionen mit der Verwaltungsdelegation gezeigt hätten, «dass wir unsere Erwartungen und Anforderungen an das Erscheinungsbild mittels Dienstanweisung präzisieren müssen». Die uniformierten Sicherheitsassistenten seien auch eine Visitenkarte für das Fedpol und den Bund. «Es wird ein gepflegtes Erscheinungsbild erwartet», so Maret.

Die Basics der Bartpflege

So sieht die tägliche Routine einer sorgfältigen Bartpflege aus:

  • Reinigung mit Wasser und speziellem Shampoo oder Seife
  • regelmässiges Trimmen und Rasieren, um den gewünschten Look beizubehalten
  • einzelne störende Haare, beispielsweise am Hals, wegrasieren
  • Pflege-Öl verwenden, um Glanz und Geschmeidigkeit der Haare zu erzielen
  • bei längeren Bärten Kämmen und Bürsten für ein ordentliches Erscheinungsbild
  • je nach Bartlänge für Halt und Form Stylingprodukte verwenden

So sieht die tägliche Routine einer sorgfältigen Bartpflege aus:

  • Reinigung mit Wasser und speziellem Shampoo oder Seife
  • regelmässiges Trimmen und Rasieren, um den gewünschten Look beizubehalten
  • einzelne störende Haare, beispielsweise am Hals, wegrasieren
  • Pflege-Öl verwenden, um Glanz und Geschmeidigkeit der Haare zu erzielen
  • bei längeren Bärten Kämmen und Bürsten für ein ordentliches Erscheinungsbild
  • je nach Bartlänge für Halt und Form Stylingprodukte verwenden

Dieser neue Schutz des Personals hat für mindestens zwei Bartträger Konsequenzen: Sie wurden versetzt. Maret hat dafür folgende Erklärung: «Zwei Personen, bei denen Länge und Gepflegtheit des Bartes nicht den Sicherheitsanforderungen und dem Erscheinungsbild entsprachen, werden an einem anderen Ort in Bern eingesetzt.» Dies sei im Arbeitsvertrag der BSD-Sicherheitsassistenten so vorgesehen.

Gemäss BLICK-Informationen stand ein Kompromiss zur Diskussion: 10 statt nur 5 Zentimeter Bartlänge. Doch Fedpol-Chefin della Valle gehen 10 Zentimeter zu weit. Dem Vernehmen nach lassen sich die Betroffenen dies wohl nicht einfach so gefallen.

SP-Gysi findet es «einfach unsäglich»

Auch der Personalverband des Bundes ist in der Bart-Posse bereits aktiv. Aus Datenschutzgründen will sich Verbandschefin und SP-Nationalrätin Barbara Gysi (56, SG) nicht zu Einzelfällen äussern.

Allgemein hält sie fest: «Dass man im Bundeshaus ein gepflegtes Erscheinungsbild haben muss, gilt für alle. Die Bartlänge ist aber sicher nicht Sache des Arbeitgebers, ebenso wenig wie die Frisur.»

Zur Versetzung zweier Sicherheitsleute sagt sie: «Das ist einfach unsäglich.» Betroffenen Verbandsmitgliedern werde man auf Wunsch jedenfalls zur Seite stehen und diese auch rechtlich beraten.

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