Und wieder tritt Gesundheitsminister Alain Berset (48) vor die Medien. Das tat er schon am Mittwoch. Am Donnerstag traf er sich mit Vertretern der Gesundheitsdirektoren-Konferenz (GDK) unter der Leitung von Lukas Engelberger (45). «Die Kantone sind sich des Ernstes der Lage bewusst», so der Gesundheitsminister.
«Die Lage ist sehr ernst – wir müssen handeln», appellierte ganz ähnlich Engelberger. Doch an wen? Die Kantone müssen selbst weitere Massnahmen ergreifen, da ist man ich einig. Warum sie und der Bund das dann nicht umgehend tun, blieb unbeantwortet.
Dabei hat der Basler Gesundheitsdirektor Engelberger klare Vorstellungen, wo die Kantone nachbessern müssen: Er plädiert für eine Ausdehnung der Maskenpflicht, gerade am Arbeitsplatz. Er will Menschenansammlungen weiter beschränken. Freizeitaktivitäten sollen heruntergefahren werden. In Gastrobetrieben sollen Sperrstunden kommen. Konkreter wird er nicht.
«Wir wollen das aber mit keinem Lockdown oder Mini-Lockdown machen. Es braucht aber einen Slowdown», sagt er. So könne man den Lockdown verhindern.
Greift Bund bei Grossanlässen ein?
Am Mittwoch will der Bundesrat über allfällige neue, schweizweite Massnahmen entscheiden. In den nächsten Tagen will Berset entsprechende Vorschläge den Kantonen zur Konsultation vorlegen. Es gehe um Menschenansammlungen, Veranstaltungen und öffentliche Einrichtungen. Konkrete Massnahmen, über die diskutiert werden soll, will Berset noch nicht nennen. Es müssten aber Massnahmen sein, die für das ganze Land «vertretbar» seien.
Allerdings werden die Grossveranstaltungen ein Thema sein, wie Engelberger durchblicken liess. Gut möglich also, dass der Bund den derzeitigen Flickenteppich bei Grossanlässen bald wieder beendet.
Schnelltests kommen «sehr bald»
Gesundheitsminister Berset weckte zudem Hoffnungen bezüglich Corona-Schnelltests: Diese würden in der Schweiz «sehr bald» zum Einsatz kommen. «Wir haben diese Tests evaluiert, die Resultate sehen gut aus.»
Die Tests dürften aber nur zur Verfolgung der Pandemie zum Einsatz kommen – und nicht einfach, um Leute in Betrieben oder an der Grenze zu testen.
Allerdings müssen noch einige Fragen geklärt werden, wie etwa die Verteilung und Organisation, bei den Meldungen und Testkapazitäten. Auch hier müssten die Kantone noch konsultiert werden. «Wir wollen auch hier keinen Blindflug», so Berset.
Parmelin lädt zum runden Tisch
Ebenfalls am Donnerstag lädt zudem SVP-Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60) Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Kantone zu einem weiteren Wirtschaftsgipfel. Denn für gewisse Branchen kommen mit neuen Einschränkungen alte Probleme zurück. Die Gewerkschaften pochen darauf, dass das Erwerbsersatz- und Kurzarbeitsregime wieder ausgeweitet wird – etwa für temporär Angestellte.
Der Dachverband Travail Suisse bringt zudem eine neue Forderung auf den Tisch: «Wir verlangen, dass sämtliche Unternehmen ein Corona-Schutzkonzept für ihren Betrieb vorlegen müssen und diese von den Behörden auch stärker kontrolliert werden», sagt Verbandspräsident und alt SP-Nationalrat Adrian Wüthrich (40). «Die Unternehmen müssen den Schutz ihrer Mitarbeitenden noch ernster nehmen.»