Wallis verhängt das härteste Corona-Regime der Schweiz
2:12
Wegen hoher Ansteckungszahlen:Wallis verhängt härtestes Corona-Regime der Schweiz

Wegen hoher Ansteckungszahlen
Wallis verhängt das härteste Corona-Regime der Schweiz

«Wallis konsequent» lautet das Motto, mit dem die Kantonsregierung sich gegen die Pandemie zur Wehr setzt. Mit deutlichen Worten und einschneidenden Massnahmen soll Corona in Schach gehalten werden.
Publiziert: 21.10.2020 um 19:32 Uhr
|
Aktualisiert: 21.10.2020 um 20:25 Uhr
1/7
Die Walliser Kantonsregierung, hier Christophe Darbellay und Esther Waeber-Kalbermatten, greift wegen der hohen Corona-Zahlen durch.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser und Lea Hartmann

Gestern blickte die Schweiz aufs britische Wales – heute aufs Wallis. Im kleinen Land im Vereinigten Königreich versucht man mit einem Mini-Lockdown, der ab Freitag gilt, Corona in den Griff zu kriegen. Schon ab Donnerstag setzt sich hierzulande der Bergkanton mit einem beinahe-Lockdown gegen das Virus zur Wehr.

In der Schweiz ist der Kanton Wallis am härtesten von der Pandemie betroffen. Anfang Oktober stiegen die Zahlen plötzlich auf 136 Ansteckungen in einer Woche, dann auf 590, und plötzlich schossen sie auf 1919 Ansteckungen. Diese Woche werden es noch mehr sein.

«Das Virus ist überall»

Darum greift die Walliser Regierung eisern durch: Vom Lockdown vom Frühling trennt den Kanton nur, dass Schulen, Restaurants und Ladengeschäfte offen bleiben. Entscheidend sei jetzt eins, sagte Staatsrat Frédéric Favre (41, FDP): «Dass Leben gerettet werden.»

Die Walliser Härte stoppt nicht einmal vor der Haustür. Denn: «Das Virus ist überall», erklärt Regierungsrätin Esther Waeber-Kalbermatten (68, SP). Und Staatsratspräsident Christophe Darbellay (49, CVP) ergänzt, dass sich die Leute eben gerade bei den guten Freunden anstecken, weil man genau da unvorsichtig sei.

Während die britischen Waliser gerade mal zwei Wochen dichtmachen, sind in den Walliser Stuben sogar bis 30. November nicht mehr als zehn Leute zugelassen. Selbst zu Hochzeiten und Begräbnissen sind keine grösseren Gruppen erlaubt.

Kontakte soweit möglich vermeiden

Auch im öffentlichen Raum dürfen sich nicht mehr Leute treffen. In Restaurants und Pubs sind maximal vier Personen an einem Tisch gestattet. Um 22 Uhr ist Sperrstunde.

Bars, Discos und Puffs sind sowieso geschlossen. Aber auch Kinos, Museen, Konzertsäle und Fitnessclubs mussten schliessen. Die Freizeit soll im Freien oder in den eigenen vier Wänden verbracht werden.

Darbellay wurde deutlich: «Die Experten raten nicht nur dazu, dass Risikopersonen nicht mehr rausgehen, sondern alle anderen Personen auch nicht mehr.» Kontakte sollen soweit möglich komplett vermieden werden.

Fussball ist verboten

Kontaktsportarten wie Fussball oder Judo im Amateurverein sind ebenfalls untersagt. Skifahren ist jedoch gestattet. Wie die Zermatter Bergbahnen informieren, öffnen sie darum wie geplant. Neu gilt auf Ski- und Sesselliften jedoch eine Maskenpflicht.

Die Heimspiele des FC Sion sind bis Ende November Geisterspiele, denn Zuschauer sind bis dahin keine mehr zugelassen in den Stadien.

Maske auch im Büro

Das Maskentragen ist neu auch bei der Arbeit in Innenräumen Pflicht – sofern man kein Einzelbüro hat. Selbst mit Kollegen im Polizeiauto, wie Darbellay vor den Medien unterstrich.

Besuche in Spitälern sowie Alters- und Pflegeheimen sind wieder verboten. Nur in begründeten Härtefällen soll es Ausnahmen geben können. Derzeit sind bereits 155 Altersheimbewohnerinnen und -bewohner positiv getestet worden. Das ist mehr als doppelt so viel als noch vor knapp einer Woche.

Kompletter Lockdown nicht ausgeschlossen

Darbellay appellierte an jeden Einzelnen, solidarisch zu sein. «Wir können nur gemeinsam gegen diese Epidemie kämpfen», so der frühere Präsident der CVP Schweiz. Wenn es sich in den nächsten Wochen zeige, dass die Massnahmen nicht reichten, um den Anstieg bei den Corona-Infektionen und Hospitalisierungen zu brechen, komme man um noch schärfere Massnahmen nicht herum.

Damit wäre das Wallis wieder im Lockdown. Eine Situation, die die Kantonsregierung möglichst verhindern will.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?