Michael Kauf steht der Stolz ins Gesicht geschrieben. Kein Geringerer als Bundesrat Ueli Maurer (71) beehrte den Inhaber eines Kleidergeschäfts in Ebnat-Kappel SG am späten Montagnachmittag. Kauf lässt ein Foto von sich und Maurer machen, worauf er dem SVP-Finanzminister eines seiner Hemden präsentiert.
Irritierend an dem Ganzen: Ausgerechnet an diesem Montag hatte Blick bekannt gemacht, dass Maurer positiv auf das Coronavirus getestet wurde Darum fand auch seine für denselben Tag geplante Reise ans Finanzminister-Treffen der G20 auf Bali nicht statt. «Corona-positiv kann Bundesrat Maurer natürlich kein Flugzeug besteigen», erklärte Sprecher Peter Minder damals.
Maurer nahm sich Zeit im Laden
Anders sieht das offenbar für ausgedehntes Shopping aus – das «St. Galler Tagblatt» spricht von einem 30-minütigen Einkauf. Maurer soll unterwegs gewesen sein zu seinem Toggenburger Parteikollegen Toni Brunner (47). Der ehemalige SVP-Präsident wird immer mal wieder als möglicher Maurer-Nachfolger genannt.
Auf Blick-Anfrage zum Corona-positiven Bundesrat gibt sich das Toggenburger Hemdengeschäft plötzlich kleinlaut. Man wolle keine Angaben zum Besuch von Ueli Maurer machen. Nur so viel: Alles sei «konform» abgelaufen. Die Ladenbesitzer wussten über Maurers Covid-Infektion offenbar Bescheid. Er habe eine Maske getragen, heisst es. Davon ist auf dem gemeinsamen Bild mit dem Ladenbesitzer allerdings nichts zu sehen. Möglich, dass Maurer sie für den Schnappschuss kurz absetzte.
Fakt ist: Bundesrat Maurer hat mit seinem Ausflug in die Ostschweiz gegen keine Schutzmassnahmen verstossen. Seit der Bund am 1. April sämtliche Corona-Massnahmen aufgehoben hat, ist ein Gang in die Isolation selbst bei einem positiven Corona-Test nicht mehr zwingend.
Meist gegen Corona-Massnahmen gewehrt
Im Gegensatz zu seinem Bundesratskollegen Alain Berset (50), der dieser Tage wegen seiner Flug-Affäre in der Kritik steht, muss sich der SVP-Bundesrat auch nicht den Vorwurf gefallen lassen, die Prinzipien seiner Partei nicht zu leben. Maurer und die SVP hatten sich zumeist gegen die Corona-Massnahmen des Bundes gewehrt. Der Finanzminister hatte sich im vergangenen September sogar in einem Hemd der Corona-kritischen Freiheitstrychler ablichten lassen.
Dennoch bleibt – gerade angesichts der aktuell hohen Fallzahlen – die Frage, ob Maurer mit seinem unbekümmerten Verhalten nicht etwas gar unvorsichtig agierte. Wie er dazu steht, bleibt vorerst sein Geheimnis. Das Finanzdepartement äussere sich nicht dazu, erklärt Sprecher Lars Hulliger auf Anfrage. (ste/sfa/dba)