Zu früh gefreut! Nach der Ankündigung von Gesundheitsminister Alain Berset (49), dass man sich nun schon vier Monate nach der zweiten Impfung boostern lassen könne, wurde so manch ein Impfwilliger enttäuscht. Zum Beispiel Blick-Leser Patrik F.* Nachdem der Bundesrat am Freitag bekannt gegeben hatte, dass die Booster-Wartefrist gesenkt werde, meldete sich der Aargauer sofort für die Auffrischungsimpfung an. Doch tags darauf wurde F. im Impfzentrum abgewiesen. Noch muss er sich gedulden.
Denn bis jetzt hat die Eidgenössische Impfkommission (Ekif) ihre Booster-Empfehlung nicht angepasst. Und sie ist in Impffragen die entscheidende Instanz. Erst für diesen Dienstag wird der Entscheid erwartet. Erst dann will der Kanton Aargau reagieren. Andere Kantone haben Booster-Willige aber schon rascher an die dritte Spritze gelassen.
Die Nachfrage ist seither «sehr gross»
Doch auch wenn sich die Ekif nun für die raschere Drittimpfung ausspricht, müssen sich viele doppelt Geimpfte weiter in Geduld üben. Denn die Kantone rechnen mit einem Ansturm, sobald die Frist von sechs Monaten tatsächlich offiziell fällt. Schon am Wochenende war vielerorts ein grösseres Impfinteresse festzustellen.
Die Nachfrage nach Booster-Impfungen sei seit vergangenem Freitag «sehr gross», sagt der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf (63, Mitte). Nebst den Verschärfungen, glaubt er, dürfte auch die neue Virusvariante Omikron zur hohen Nachfrage beitragen.
Über 30'000 Anmeldungen in Zürich – allein am Samstag
Im Kanton Uri hat die Nachfrage nach dem Bundesratsentscheid ebenfalls zugenommen. «Insbesondere die Booster-Impfung ist gefragt», sagt Regierungssprecher Adrian Zurfluh.
Im Aargau wurden am Wochenende 4671 Menschen geboostert – fast ein Drittel mehr als an den beiden Wochenenden zuvor.
In Zürich haben sich allein am Samstag über 30'000 Personen für die dritte Dosis angemeldet, wie die «NZZ» meldet. Als Sofortmassnahme hatte der Kanton am Freitag beschlossen, die Wartefrist auf fünfeinhalb Monate zu senken, um den erwarteten Run auf den Booster abzufedern.
Bereits kommt es zu langen Wartelisten
Vielfach ist es bereits jetzt schwierig, einen Impftermin zu ergattern. So war am Montag in Solothurn erst am 18. Januar wieder ein Termin in einem der beiden kantonalen Impfzentren zu haben. Ähnlich lange warten müssen Geimpfte im Aargau – es sei denn, sie gelangen über die Hausärztin an einen Termin. Apotheken sind vielfach komplett ausgebucht.
Um dem Ansturm Herr zu werden, eröffnet der Kanton Bern in der BernExpo-Halle wieder ein Walk-in-Impfzentrum. Baselland hat schon vergangene Woche in Laufen ein drittes Impfzentrum erneut in Betrieb genommen. Und auch der Kanton Nidwalden will nach dem Bundesratsentscheid seine Impfkapazitäten rasch ausbauen. Konkretere Angaben sind aber noch nicht bekannt.
Für manchen gehen die Festtage dann aber doch vor
Das Ziel ist klar: Um das Virus in Grenzen zu halten, soll geboostert werden, was das Zeug hält. Und doch gibt es auch Kantone, die ihre Impfzentren über die bevorstehenden Feiertage schliessen. Ausgerechnet in Bersets Heimatkanton Freiburg sind die beiden Impfzentren in Granges-Paccot und Bulle vom 24. bis 28. Dezember zu.
Auch in Luzern wollten die Impfzentren über die Feiertage dichtmachen.
Die Kantonsregierung hat sich aber doch noch eines Besseren besonnen, zumindest ein bisschen: Die Spritzen ruhen einzig an den Weihnachtstagen und zum Jahreswechsel. Ab Januar will der Kanton die Impfkapazitäten dafür weiter ausbauen.
* Name geändert