Kriminalstatistik 2024
Cyber-Kriminelle sind weiter auf dem Vormarsch

Phishing, Identitätsmissbrauch, immer neue Betrugsmaschen – die Kriminalität im Internet nimmt Jahr für Jahr massiv zu. Politik und Behörden versuchen, mit dieser Entwicklung irgendwie Schritt zu halten.
Publiziert: 24.03.2025 um 17:59 Uhr
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In den letzten Jahren war die Zunahme der Straftaten im Internet massiv.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Cyberkriminalität nimmt stark zu, Behörden haben Mühe Schritt zu halten
  • Bund plant Kompetenzverlagerung von Kantonen zur effektiveren Bekämpfung
  • Zahl der Cyberstraftaten stieg von 20'000 auf 60'000 zwischen 2020-2024
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Die gefälschten E-Mails versprachen eine Rückerstattung von der AHV. Sie lockten mit Geld, doch wer seine Daten preisgab, dem drohten stattdessen hohe Verluste. Es ist nur ein Beispiel von vielen: Betrug, Erpressung, Sexualdelikte oder Diebstahl – fast jedes Verbrechen aus der wirklichen Welt wird auch im Internet begangen.

Und: In den letzten Jahren war die Zunahme der Straftaten massiv. Alleine zwischen 2020 und 2024 hat sich die Zahl fast verdreifacht – von rund 20'000 auf knapp 60'000 Delikte. Das zeigt die neuste Kriminalstatistik des Bundes, die auch sonst einen Anstieg der Straftaten ausweist: mehr Vergewaltigungen, mehr Diebstähle, mehr Körperverletzungen. Nirgends aber ist der Anstieg so stark wie im Cyberraum.

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Durchschnittlich ging im 2024 alle 8,5 Minuten eine Meldung zu einem Cyber-Vorfall ein. Besonders stark angestiegen ist die Cyber-Wirtschaftskriminalität. Sie machte im vergangenen Jahr fast 10 Prozent aller registrierten Straftaten aus. Die Statistik nennt hier insbesondere das Eindringen in ein Datenverarbeitungssystem mit fremden Zugangsdaten, sogenanntes Phishing und den Missbrauch von Online-Zahlungssystemen. Aber auch der neue Straftatbestand Identitätsmissbrauch führte 2024 bereits zu über 5000 Anzeigen.

Täter nützen Lücken aus

Der enorme Anstieg an digitalen Straftaten liegt auch daran, dass die Behörden Mühe haben, mit den Kriminellen Schritt zu halten. Wie im wirklichen Leben sind bisher auch im Netz die Kantone zuständig für alle Delikte, die auf ihrem Gebiet begangen werden – obwohl gerade Cybercrime ein grenzüberschreitendes Phänomen ist.

Als Hindernis bezeichnete auch der Bundesrat den bisher fehlenden Datenaustausch unter den Kantonen. Jeder operiert für sich alleine, oft ohne zu wissen, was anderenorts läuft. Diesen Kantönligeist nutzen die Täter noch so gerne aus. Zwar gäbe es technische Hilfsmittel wie Analyse-Tools; hier meldeten aber vor allem Datenschützer Bedenken an.

Der Bund will dennoch vorwärtsmachen. So will das Parlament die Kompetenz von den Kantonen zum Bund verschieben, um die Abfrage polizeilicher Daten unter den Kantonen sowie zwischen dem Bund und den Kantonen zu regeln – und die bisher unbefriedigende Situation im Kampf gegen Cyberkriminelle zu ändern.

Bund soll mehr in Cybersicherheit investieren

Um den Herausforderungen begegnen zu können, muss aber auch der Bund über die nötigen Mittel verfügen. Daher soll das Bundesamt für Cybersicherheit (Bacs) deutlich mehr Geld bekommen. Das fordern zwei gleichlautende Motionen im Parlament, die von Mitgliedern aller Parteien unterzeichnet wurden.

Konkret soll das Bacs-Budget fürs kommende Jahr von 16,3 Millionen auf 26,3 Millionen Franken angehoben werden, für die Finanzplan-Folgejahre von 16,4 Millionen auf jeweils 31,4 Millionen.

«Damit soll das Amt mit den notwendigen Mitteln ausgestattet werden, um den stark zunehmenden Cyberbedrohungen begegnen und die neuen Aufgaben wie der Meldepflicht von Cybervorfällen gemäss revidiertem Informationssicherheitsgesetz bewältigen zu können», zitiert das Branchenmagazin «Inside IT» die Motionäre.

Das Hauptaugenmerk aber liegt auf Schutz und Prävention. Denn aufgrund der Anonymität im Netz sind Straftaten nur schwer zu ermitteln. Die Aufklärungsquote ist eher tief. Und 2024 im Vergleich zum Vorjahr sogar nochmals leicht gesunken - von 23,3 auf 18,6 Prozent.

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