Darum gehts
- Auslandschweizer im Ruhestand: Lebensabend kann zur Herausforderung für Behörden werden
- Zahl der Auslandschweizer im Pensionsalter ist seit 2017 um 25 Prozent auf 198'000 Personen gestiegen
- EDA spricht von erhöhtem Betreuungsaufwand für medizinische Notlagen und Heimschaffungen
Die Sonne scheint, das Meer rauscht, ein Apéro in mildem Klima lockt: So stellen sich viele Schweizerinnen und Schweizer ihren Ruhestand im Ausland vor. Doch der Traum vom angenehmen Lebensabend kann zur Falle werden – und den Behörden in der Schweiz viel Arbeit bescheren!
Die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer im Pensionsalter stieg von rund 157’000 Personen im Jahr 2017 auf über 198’000 Ende 2024 – ein Zuwachs von über 25 Prozent. Während die überwiegende Mehrheit gut vorbereitet ins Ausland zieht, gibt es Ausnahmefälle – ihre Betreuung wird für das Schweizer Aussendepartement (EDA) zur «wachsenden Herausforderung».
Immer wieder geraten ältere Schweizerinnen und Schweizer im Ausland in die Bredouille. Fehlen die soziale Absicherung oder Freunde und Familie, bleiben oft nur wenige Optionen. Dann kommt die Rückkehr in die Heimat oder der Antrag auf Sozialhilfe aus der Schweiz ins Spiel.
Von medizinischen Notlagen bis Heimschaffungen
Es sind wenige, dafür umso komplexere Fälle, die den Behörden viel Arbeit machen. Im EDA von Aussenminister Ignazio Cassis (63, FDP) spricht man von einem «erhöhten Betreuungsaufwand». «Es geht um medizinische Notlagen, Heimschaffungen oder Unterstützung bei administrativen Verfahren», sagt eine Sprecherin zu Blick. «Die Schweizer Vertretungen und das EDA in Bern sind dabei stark gefordert – insbesondere wenn eine Rückkehr in die Schweiz notwendig wird und umfangreiche Abklärungen erfolgen müssen.»
Der Ressourceneinsatz sei entsprechend hoch – werde jedoch weder statistisch noch kostenmässig separat ausgewiesen. Klar ist: In gewissen Ländern leben auffällig viele Schweizer Rentnerinnen und Rentner. So liegt in Thailand der Anteil der über 65-Jährigen an der Schweizer Gemeinschaft bei deutlich über 40 Prozent – so hoch wie nirgendwo sonst. Auch in Portugal, Spanien und Südafrika sticht der Wert heraus. Die konsularischen Dienste spüren die Auswirkungen.
In manchen Fällen benötigen die Schweizer Auswanderer im Rentenalter eine umfassende Unterstützung – insbesondere dann, wenn nicht nur Geld, sondern auch Hilfe im Alltag fehlt.
Einige Auslandschweizer erkranken schwer, werden sogar dement und verlieren ihre Urteilsfähigkeit. Im Aufenthaltsland sind sie jedoch oft nicht ausreichend abgesichert. In solchen Situationen springen die Schweizer Vertretungen ein und bieten organisatorische Unterstützung, etwa bei der Wiederanmeldung in der Schweiz. Besonders schwierig wird es, wenn vor Ort keine familiäre Hilfe vorhanden ist. Das mache «zusätzliche Begleitung durch das EDA oder die Vertretungen erforderlich».
Verfahren für Sozialhilfe bedeuten viel Aufwand
Es ist auch möglich, vom Ausland aus in der Schweiz Sozialhilfe zu beantragen. Die Hürden dafür sind allerdings hoch. Die Unterstützung wird nur dann gewährt, wenn im Aufenthaltsstaat keine ausreichende Hilfe zur Verfügung steht. Schätzungen zufolge beziehen mehrere Hundert Schweizer im Ausland Sozialhilfe. Genaue Zahlen gibt es nicht.
Bekannt ist etwa der Fall Thailand – ein Brennpunkt der Sozialhilfezahlungen ins Ausland. Zeitweise soll die Zahl der Gesuche dort so hoch sein, dass das Konsulat vor Ort beinahe eine Vollzeitstelle allein für deren Bearbeitung benötigt.
Das Aussendepartement hat auf die Entwicklung reagiert: Seit zwei Jahren legt es den Fokus auf die Präventionskampagne «Ageing Abroad». Diese soll der alternden Schweizer Diaspora gezielt Unterstützung bieten. Ziel ist es, ältere Landsleute im Ausland frühzeitig für Themen wie Gesundheitsversorgung, finanzielle Planung und rechtliche Vorsorge zu sensibilisieren. Zentral dabei: die Eigenverantwortung. Zu diesem Zweck wurden unter anderem eine Broschüre zum «Ruhestand im Ausland» sowie Webinare entwickelt.
Das Aussendepartement hat auf die Entwicklung reagiert: Seit zwei Jahren legt es den Fokus auf die Präventionskampagne «Ageing Abroad». Diese soll der alternden Schweizer Diaspora gezielt Unterstützung bieten. Ziel ist es, ältere Landsleute im Ausland frühzeitig für Themen wie Gesundheitsversorgung, finanzielle Planung und rechtliche Vorsorge zu sensibilisieren. Zentral dabei: die Eigenverantwortung. Zu diesem Zweck wurden unter anderem eine Broschüre zum «Ruhestand im Ausland» sowie Webinare entwickelt.
Auch hier gilt: Betroffen sind häufig ältere Menschen, die ihren Lebensunterhalt nicht mehr selbständig bestreiten können. Ergänzungsleistungen zur AHV erhalten sie ausserhalb der Schweiz nicht. Entsprechend aufwendig sind die Abklärungen für die Behörden. Erschwerend kommt manchmal hinzu, dass Betroffene keine Unterlagen vorweisen können oder gesundheitlich eingeschränkt sind. Trotzdem lasse sich zumindest daraus keine pauschale Aussage über alle älteren Auslandschweizer ableiten, betont das EDA.