Taugen Massentests, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern? Oder taugen sie nicht? Bei ihren öffentlichen Auftritten bezeichnen die Bundesräte Alain Berset und Guy Parmelin grossflächiges Testen als wichtige Stütze im Kampf gegen die Pandemie. Die zuständigen Stellen im Bundesamt für Gesundheit jedoch sehen keinen Anlass, Massentests in der ganzen Schweiz zu forcieren. Im Gegenteil: Das BAG bremst, wo es nur kann.
Wo liegt das Problem?
Offensichtlich glaubt man in Bundesbern durchaus an die praktische Wirksamkeit von Massentests. Wenn ab morgen Montag die National- und Ständeräte zu ihrer Frühjahrssession zusammenkommen, sind sie aufgefordert, zwei Mal die Woche einen Spucktest abzuliefern – damit das Bundeshaus nicht zum Hotspot wird.
Auch die Journalisten, die das Bundeshaus während der Session besuchen, erhielten von den Parlamentsdiensten eine Einladung zum Testen. «Das Testkit für die erste Sessionswoche kann ab Mittwoch, 24. Februar 2021, an der Loge des Medienzentrums bezogen werden», heisst es in einer E-Mail, die ich vor zehn Tagen erhielt.
Als ich mich am Mittwoch an besagter Loge einfinde, kassiere ich aber erst mal eine Absage. Der Mann hinter dem Tresen erläutert mir: Nur fest akkreditierte Bundeshausjournalisten (Behördenjargon: «Journalisten mit Ausweis C») hätten Anspruch darauf, Herr Cavelty aber sei nur teilakkreditiert («Ausweis C1»). Ich erwidere: «Auf der Einladung der Parlamentsdienste steht das aber anders.» Und frage: «Macht das Virus einen Unterschied zwischen fest- und teilakkreditierten Journalisten?» Der Mann beharrt auf seiner Absage, erklärt sich irgendwann aber doch bereit, bei einer zuständigen Stelle nachzufragen. Dort ist niemand zu erreichen, und leider mache auch ich keine Anstalten, die Loge unverrichteter Dinge zu verlassen.
Nach für uns beide etwas peinlichen 15 Minuten gibt der Herr der Testkits klein bei: «Dann nehmen Sie eben eine Schachtel, um Himmels Willen! Sie können den Spucktest am Montag beim Eingang zum Bundeshaus abgeben.»
So funktioniert die Bundesverwaltung. Es werden irgendwelche Vorschriften erlassen. Und irgendwie eingehalten. Vor allem aber wähnt sich der einzelne Verwaltungsangestellte auf der sicheren Seite, wenn er zunächst einmal Nein sagt. Wenn er sagt: Es geht nicht.
Darum gibt es in der Schweiz nicht längst überall Massentests.