Auf einen Blick
- Die SVP Aargau hat die Kantonalwahlen gewonnen
- Ihr Chef Andreas Glarner steht intern aber in der Kritik
- Geplant ist, dass er nicht mehr als Kantonalpräsident antritt
Die SVP Aargau hätte derzeit allen Grund für gute Laune. Ihre Nationalrätin Martina Bircher (40) wurde eben in den Regierungsrat gewählt und bei den Grossratswahlen sahnte die Volkspartei mit fünf Sitzgewinnen ab (Wähleranteil neu 34 Prozent).
Trotzdem ist die Stimmung in der Partei angespannt. Grund sind Streitereien beim Führungspersonal. Das führte unter anderem zum Rücktritt der Fraktionschefin im Kantonalparlament und – national interessanter: Auch Nationalrat Andreas Glarner soll als SVP-Aargau-Präsident den Hut nehmen. Gemäss Blick-Recherchen ist geplant, dass Glarner an der SVP-Vorstandssitzung vom 12. Dezember bekannt geben wird, nicht mehr für weitere vier Jahre anzutreten. Glarner will diese Information nicht bestätigen. Auf Anfrage sagt er nur: «No comment.»
Eine Provokation zuviel
Dem Vernehmen nach haben einflussreiche SVP-Kollegen schon vor dem Parteitag Ende Oktober Glarner nahegelegt, sein Amt abzugeben. Es gärt seit längerem in der SVP Aargau. Glarner wurde unter anderem vorgeworfen, seine Provokationen in den sozialen Medien würden die SVP unnötig in die Negativ-Schlagzeilen bringen.
Jüngstes Beispiel: Glarner stellte eine Mitte-Grossrätin an den Pranger, weil sie vor zwei Jahren die Einbürgerung eines jungen Mannes unterstützte, der als Minderjähriger wegen Ladendiebstählen gebüsst worden war. Die Frau erhielt in der Folge Morddrohungen und wurde vorübergehend unter Polizeischutz gestellt. Glarner verurteilte die Drohungen und bekam öffentlich Verstärkung von Marcel Dettling (43), Präsident der SVP Schweiz. Glarner habe nur aufgezeigt, welche Politik diese Grossrätin mache, so Dettling.
Für Kollegen in der Aargauer Parteispitze war die Aktion aber eine Provokation zu viel, wie mehrere Quellen bestätigen. Sie hätten Glarner klargemacht, es sei an der Zeit, einem neuen Gesicht Platz zu machen.
Glarner lässt sich ungern drängen
Nach dem Sieg bei den kantonalen Wahlen im Oktober könnte Glarner auf einem Höhepunkt aufhören. Das sieht auch ein Glarner-Freund aus der Partei so. Glarner lasse sich aber ungern drängen. Ihm sei zuzutrauen, aus Trotz dann doch weiterzumachen.
Glarner übernahm das Kantonalpräsidium 2020 nach einer Wahlschlappe seiner Partei bei den Nationalratswahlen. In einer «Brandrede», wie er sie damals selber nannte, rüttelte der Hardliner die SVP-Basis auf und stach seinen gemässigten Kontrahenten aus. Der nationalen Politik bleibt Andreas Glarner erhalten. Er ist seit 2015 Nationalrat.