Wahlen im Aargau
Die Grünen im Tal der Tränen

Am Sonntag finden in zwei Kantonen Gesamterneuerungswahlen statt. Im Aargau feiert die SVP in Regierung und Parlament einen Vollerfolg. Grüne und GLP sind die grossen Verlierer. In der Basler Regierung muss GLP-Frau Esther Keller als einzige Bisherige zittern.
Publiziert: 20.10.2024 um 11:12 Uhr
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Aktualisiert: 20.10.2024 um 22:08 Uhr
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Enttäuschte Gesichter bei den Aargauer Grünen: Sie verlieren im Kantonsparlament vier Sitze.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Martina Bircher verteidigt zweiten SVP-Regierungssitz im Aargau
  • Aargau: SVP gewinnt fünf Sitze im Grossen Rat
  • Grüne und GLP verlieren
  • In Basel-Stadt weiterhin ausgeglichene Verhältnisse
  • Basler Regierungsrätin Esther Keller (GLP) muss in zweiten Wahlgang
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Die Grünen im Tal der Tränen: Die 2020 dazugewonnenen vier Sitze im Aargauer Grossrat sind nach diesem Wahlsonntag allesamt wieder weg! Wie sich bereits auf nationaler Ebene und in anderen Kantonen – zuletzt in Schaffhausen – andeutete: Die grüne Welle ist abgeebbt.

Wäre dies nicht genug, wandern die verlorenen Stimmen nicht etwa wieder zurück zur SP. Nein, der Kanton Aargau erlebt einen veritablen Rechtsrutsch: Auch die GLP verliert doppelt, die EVP büsst ebenfalls einen Sitz ein. Die SVP feiert derweil einen historischen Sieg und gewinnt gleich fünf Sitze dazu. Mit 33,9 Prozent Wähleranteil ist es das beste Resultat der kantonalen Parteigeschichte. Die FDP und die EDU tragen mit je einem Sitzgewinn zusätzlich zum Ausbau der rechtsbürgerlichen Mehrheit im Aargauer Parlament bei.

GLP-Flach hat keinen Stich gegen SVP-Bircher

«Wir haben den Wahlkampf in den Bezirken gemacht, es wurde hervorragende Arbeit geleistet, die sicher viel zu diesem Resultat beigetragen hat», sagt Wahlleiter und Nationalrat Thomas Burgherr (62) nach dem Wahlsieg zur «Aargauer Zeitung». Nun sehe es so aus, als könne man zusammen mit der FDP eine Mehrheit erreichen. «Dann können wir eine gute Politik machen, wenn wir miteinander sprechen», sagt Burgherr.

Auch in der Exekutive wurde der Angriff von links abgewehrt. Nationalrätin Martina Bircher (40) verteidigte den zweiten SVP-Sitz souverän. Der bisherige SVP-Bildungsdirektor Alex Hürzeler (59) trat nicht mehr an. Mit Bircher nimmt nach vier Jahren reinem Männergremium wieder eine Frau im Regierungsrat Einsitz. Im Nationalrat übernimmt voraussichtlich der Landwirt Christian Glur (49) den frei werdenden Sitz.

Birchers Konkurrent, GLP-Nationalrat Beat Flach (59), verpasste trotz vielversprechenden Umfrageresultaten das absolute Mehr deutlich. Gerade einmal 56 Stimmen trennten schlussendlich Flach und die bereits im Vorfeld als chancenlos eingestufte Grüne Ruth Müri (53).

Linke bleiben in Basel-Stadt schadlos

Zeitgleich wie der Aargau wählte Basel-Stadt. Auch im Stadtkanton gewinnt die SVP – jedoch mit deutlich weniger Einfluss auf die Mehrheitsverhältnisse. Die Basler Volkspartei kann einen Sitzgewinn bejubeln, ebenso die EVP. Leidtragende sind die LDP mit zwei und die Grünliberalen mit einem Sitzverlust.

Anders als im Aargau bleiben die Linken schadlos. Die SP bleibt mit rund 30 Prozent Wähleranteil die stärkste Kraft und baut ihre Vormachtstellung sogar um einen Sitz aus. Die Grünen und die Linkspartei Basta, die erstmals nicht gemeinsam antraten, hielten insgesamt die Anzahl Sitze.

GLP muss um Regierungssitz zittern

Auch in der Regierung zeigt die SP keine Blösse. Alle drei Bisherigen werden gewählt – Regierungsrätin Tanja Soland (49) sogar mit Spitzenresultat. Erneut unten durch müssen die Grünliberalen. Ihre Kandidatin Esther Keller (39) muss als einzige Bisherige in den zweiten Wahlgang. Keller zeigt sich über das Resultat nicht enttäuscht: «Ich habe damit gerechnet. Das absolute Mehr im ersten Wahlgang war für eine kleine Partei wie die GLP eine hohe Hürde», sagte sie gegenüber Keystone-SDA.

Im zweiten Wahlgang wird Keller voraussichtlich gegen die Grüne Anina Ineichen (38) und FDP-Kandidatin Eva Biland (52) antreten müssen. Schafft Keller die Wiederwahl, bleibt es auch in der Regierung bei einer Pattsituation. Ansonsten kommt es zu einer linken oder bürgerlichen Mehrheit. Entschieden wird am 24. November.

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