Deshalb soll das Testen für Junge gratis bleiben
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Christoph Berger begründet:Deshalb soll das Testen für Junge gratis bleiben

Kantone pfeifen Bundesrat zurück
Corona-Tests für Teenies sollen gratis bleiben

Ab Oktober ist Schluss mit Gratis-Schnelltests. Geht es nach Bundesrat Alain Berset, sollen Kinder bis 12 Jahre davon ausgenommen werden. Verschiedene Kantone und Impf-Experte Christoph Berger plädieren für eine höhere Limite.
Publiziert: 20.08.2021 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2021 um 10:25 Uhr
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Bundesrat Alain Berset will die Gratis-Schnelltests ab Oktober kostenpflichtig machen. Davon will er Kinder bis 12 Jahre aber ausnehmen, da sich diese noch nicht impfen lassen können.
Foto: keystone-sda.ch
Ruedi Studer

Der Bundesrat erhöht den Druck auf Ungeimpfte: Ab Oktober ist für Symptomlose Schluss mit Gratistests. Wer für den Club- oder Stadionbesuch einen Schnelltest braucht, soll in die eigene Tasche greifen.

«Es geht nicht an, dass die Gesellschaft als Ganzes dafür aufkommen muss», begründet SP-Sozialminister Alain Berset (49) den Vorschlag. Bei den Kantonen zeichnet sich eine Mehrheit für seinen Vorschlag ab, wie eine Blick-Umfrage zeigt.

Gratis bleiben sollen die präventiven Einzeltests weiterhin für jene, die sich nicht impfen lassen können. Ebenso für Kinder unter 12 Jahren, so Bersets Vorschlag. Für die Jüngeren ist bisher in der Schweiz nämlich kein Impfstoff zugelassen.

Kantone wollen Altersgrenze 16

Einigen Kantonen ist die Alterslimite allerdings zu tief. Auch wenn sich Kinder ab 12 Jahren mittlerweile impfen lassen können, verlangen sie eine Erhöhung der Altersgrenze für Gratistests. Und zwar auf 16.

So werfen sich in der Konsultation zur neuen nationalen Teststrategie etwa die Kantone Basel-Stadt, Jura, Waadt oder Wallis für die Teenies in die Bresche. «Bis zu einer konkreten Impfempfehlung von Kindern zwischen 12 und 15 Jahren müssten die Tests für Kinder in diesem Alterssegment kostenlos bleiben», sagt der Basler Regierungssprecher Marco Greiner zu Blick.

Im Antwortschreiben an Bersets Innendepartement führt Basel aus, dass die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) noch immer nicht sagen könne, ob der Nutzen der Impfung höher sei als die Risiken bei gesunden Jugendlichen in diesem Alter. «De facto würde die Kostenregelung dazu führen, dass sich Jugendliche nur wegen der Kosten impfen lassen bei einer Impfung, die für sie (noch) nicht empfohlen ist.»

Auch der Kanton Waadt pocht auf kostenlose Tests, solange es «keine ausdrückliche Empfehlung für die Impfung in diesem Alterssegment gibt». Der Kanton Jura schlägt in die gleiche Kerbe und erinnert daran, dass bei Grossveranstaltungen das Covid-Zertifikat erst ab 16 verlangt wird. «Es ist also durchaus logisch, die kostenlosen Tests für asymptomatische Kinder auf 16 Jahre festzusetzen.»

BAG: «Impfung ist freiwillig»

Tatsächlich sind die Behörden bei der Impfempfehlung noch zurückhaltend: «Den Erwachsenen wird die Impfung empfohlen. Nun kannst auch du dich impfen lassen, wenn du dich schützen möchtest», heisst es in einem an die Teenies gerichteten Flyer des Bundesamts für Gesundheit (BAG).

Und: «Die Impfung ist besonders sinnvoll, wenn du eine chronische Krankheit hast. Oder wenn du mit einer Person zusammenlebst, die ein geschwächtes Immunsystem hat, zum Beispiel wegen einer Krankheit oder einer Therapie.»

Das BAG fordert die Jugendlichen auf, sich eine Meinung zu bilden und herauszufinden, ob sie sich impfen lassen möchten. «Die Impfung ist freiwillig», macht es klar. «Wenn du unsicher bist, kannst du auch noch zuwarten.»

Diese Unsicherheit besteht offenbar: Bei den Jugendlichen ist die Impfquote weiterhin tief. In der Alterskategorie von 10 bis 19 Jahren sind knapp 17 Prozent vollständig geimpft, und 7 Prozent haben eine erste Dosis erhalten.

Kinderarzt Berger: «Mehr Zeit geben»

Nicht nur einige Kantone möchten den unter 16-Jährigen vorläufig mehr Spielraum zugestehen. Auch Ekif-Präsident und Kinderarzt Christoph Berger (59) plädiert für eine Anpassung der Alterslimite auf 16. «Die 12- bis 15-Jährigen können sich erst seit Juli impfen lassen – daher sollten wir ihnen auch noch mehr Zeit geben», sagt er.

Kommt hinzu: Zwar sind mit Pfizer/Biontech und Moderna zwei Impfstoffe von Swissmedic zugelassen, aber erst der Pfizer-Impfstoff wird von BAG und Ekif auch für die Verwendung empfohlen. «Nächste Woche werden wir auch Moderna in unsere Empfehlung aufnehmen», kündigt Berger an.

Für ihn gibt es weitere Gründe für die höhere Alterslimite. «In dieser Altersgruppe geht man noch zur Schule und hat kein Einkommen. Wer würde dann für die Tests bezahlen, wenn nicht die Eltern?», sagt der zweifache Vater.

Und: «Es ist wichtig, dass die Schulen offen bleiben. Das ist nur möglich, wenn wir nicht zu hohe Fallzahlen und Quarantäne haben.» Deshalb sei es wichtig, dass diese Altersgruppe früh und niederschwellig testen könne.

Er möchte verhindern, dass sich Teenies wegen der Kosten nicht mehr testen lassen. «Die betroffene Altersgruppe hat eine hohe Inzidenz bei den bestätigten Fällen – und dies oft ohne Symptome», sagt Berger. «Es wäre schade, wenn wir diese Covid-Fälle wegen der Kosten nicht entdecken und dadurch weitere Personen angesteckt würden. Damit machen wir uns angesichts der steigenden Fallzahlen keinen Gefallen.»

«Ab Oktober sind Selbsttests nicht mehr gratis»
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