Der Kanton Bern wählt. Für die Parteien ist der Wahltag ein wichtiger Stimmungstest eineinhalb Jahre vor den nationalen Wahlen im Herbst 2023. Besonders Zittern muss die SP, die sich derzeit von Niederlage zu Niederlage schleppt. Bei den Waadtländer Wahlen verlor sie jüngst fünf Sitze, bei den Stadtzürcher Wahlen kamen der SP sogar sechs Sitze abhanden.
Zumindest die Regierungsratswahlen in Bern sollten der SP wieder etwas Rückenwind verschaffen. Mit ihrem Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr (53) versuchte sie einen dritten Sitz zu erobern und die seit 2016 dominierende bürgerliche Mehrheit zu brechen. Dabei nahm sie den Mitte-Sitz der zurücktretenden Finanzdirektorin Beatrice Simon (61) ins Visier, welchen die ehemalige BDP-Generalsekretärin Astrid Bärtschi (48) verteidigen wollte.
Bärtschi schlägt Fehr deutlich
Doch der SP-Angriff lief ins Leere. Bärtschi liegt deutlich vor, wie das Schlussresultat zeigt:
- Christoph Ammann (SP, bisher): 122'356 Stimmen
- Philippe Müller (FDP, bisher): 121'085 Stimmen
- Christine Häsler (Grüne, bisher): 120'981 Stimmen
- Pierre Alain Schnegg (SVP, bisher): 117'143 Stimmen
- Evi Allemann (SP, bisher): 115'757 Stimmen
- Astrid Bärtschi (Mitte, neu): 109'733 Stimmen
- Christoph Neuhaus (SVP, bisher): 103'979 Stimmen
- Erich Fehr (SP, neu): 87'765 Stimmen
Sieben Sitze waren zu vergeben. Das absolute Mehr liegt bei 77'674 Stimmen. Damit sind die sechs Bisherigen wiedergewählt und Bärtschi verteidigt als Neue den Mitte-Sitz. Insgesamt kandidierten 18 Personen für den Regierungsrat.
SP verliert 6 Sitze im Parlament
Der SP ist nicht nur die Attacke bei den Regierungswahlen missglückt, auch bei den Grossratswahlen muss sie Federn lassen. Im 160-köpfigen Kantonsparlament bleibt die SP mit 32 Sitzen zwar zweitstärkste Kraft, muss aber sechs Mandate abgeben. Die grossen Gewinner sind Grünen und Grünliberalen, die um je fünf Sitze zulegen und damit nun 19 beziehungsweise 16 Mandate halten.
Die SVP besetzt noch 44 (-2) Sitze, die FDP 18 (-2), die Mitte 12 (0), die EVP 9 (-1) und die EDU 6 (+1). Vier Mandate gehen an kleinere Parteien. Keine Chance hatten die Corona-Skeptiker mit ihrer Sammelpartei «Aufrecht».
Für die Parteien sind die Berner Wahlen ein wichtiger Stimmungstest eineinhalb Jahre vor den nationalen Wahlen im Herbst 2023. Die SP schleppt sich von Niederlage zu Niederlage, während Grüne und Grünliberale von einem Sieg zum nächsten eilen.