Peter Grünenfelder hat es als Direktor des liberalen Thinktanks Avenir Suisse zu nationaler Bekanntheit gebracht. Jetzt möchte der 54-Jährige mit namhafter Unterstützung aus Wirtschaftskreisen für die FDP in die Regierung des grössten Kantons einziehen. Nächste Hürde ist die parteiinterne Ausmarchung der Kandidaten am kommenden Dienstag.
Die klassische Ochsentour hat er ausgelassen
Nun stolpern einige Delegierte über ein Wort: Grünenfelder weist im vorab verschickten Lebenslauf auch auf seine «Exekutiverfahrung» hin, die er nach eigenen Angaben zwischen 2004 und 2016 gesammelt hat.
Eine reichhaltige berufliche Vita ist Grünenfelder nicht abzusprechen. Bloss war er eines nie: Mitglied einer vom Volk gewählten Behörde. Die klassische politische Ochsentour via Schulpflege, Rechnungsprüfungskommission oder Gemeinderat hat er ausgelassen.
Zwölf Jahre Staatsschreiber im Aargau
Mit seiner Wortwahl bezieht er sich auf das Amt des Staatsschreibers des Kantons Aargau, das er in jenen zwölf Jahren ausübte. In dieser Funktion leitete er die Staatskanzlei und die interdepartementalen Gremien. «Aufgabe der Staatskanzlei ist es, den Regierungsrat strategisch, operativ, rechtlich und kommunikativ bei der Bewältigung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu unterstützen», heisst es auf der offiziellen Website der Regierung in Aarau.
Aber genügt das, um sich mit «Exekutiverfahrung» zu schmücken?
Die «Aargauer Zeitung» bezeichnete ihn als «sechsten Regierungsrat»
«Die Bezeichnung ist absolut korrekt», erwidert Grünenfelder gegenüber SonntagsBlick. «Zur Exekutive gehören gemäss Staatsrecht Regierung und Verwaltung. Im Aargau sitzt der Staatsschreiber am Regierungstisch, verfügt über ein Antragsrecht und verantwortet zum Beispiel Langfristplanung und diverse Reformprojekte. Die Aargauer Staatskanzlei hat eine institutionell starke Rolle.»
Grünenfelder, der heimliche Regent zwischen Rhein und Reuss? Immerhin: Die «Aargauer Zeitung» rühmte ihn damals als «sechsten Regierungsrat». Auf sein Konto gemäss seiner Auskunft umfassende Verwaltungsreformen, Sparpakete oder die Föderalismuskonferenz in Baden.
Herausforderer ist der 49-jährige Küsnachter Gemeindepräsident Markus Ernst. Am Dienstag hat der Freisinn die Wahl.