Jacqueline Fehr (SP) wünscht sich sachlichere Diskussion
Zürcher Regierungspräsidentin zeigt sich offen für Impfpflicht

Jacqueline Fehr möchte, dass eine Impfpflicht in der Schweiz konkret diskutiert wird. Dabei gehe es nicht um Zwangsimpfungen, sondern darum, Ungeimpfte beispielsweise zu einer Impfsprechstunde einzuladen, sagt sie.
Publiziert: 24.12.2021 um 16:09 Uhr
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Aktualisiert: 24.12.2021 um 17:18 Uhr
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Die Zürcher Regierungspräsidentin Jacqueline Fehr findet eine Impfpflicht in der Schweiz kein Tabu.
Foto: Keystone

Eine Impfpflicht, um aus der Corona-Pandemie herauszukommen – was hierzulande bis vor Kurzem noch ein Tabu war, wird inzwischen auch in der Schweiz vermehrt diskutiert.

Auch Jacqueline Fehr (58, SP), Regierungspräsidentin des Kantons Zürich, macht im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» klar, dass sie sich eine Impfpflicht vorstellen könne. Wobei man darüber reden müsse, was eine Pflicht denn konkret bedeuten würde. «Kern einer Impfpflicht ist, dass der Staat Ungeimpfte zur Impfung aufbieten, sie mahnen und mit ihnen in Kontakt treten kann. Zwangsweise geimpft wird aber niemand», stellt sie klar. Als eine Möglichkeit schwebt der SP-Regierungsrätin vor, Ungeimpfte zu verpflichten, zu einer Impfsprechstunde zu kommen.

Kritik an der SVP

Es müsse nun eine gesetzliche Grundlage für eine Impfpflicht geschaffen werden, findet Fehr. «Wenn wir mit der Arbeit an dieser Grundlage jetzt beginnen, könnte das Parlament im Frühling darüber beraten, das Volk im Sommer abstimmen. Wir wären auf den nächsten Herbst bereit – sofern es dann noch eine Impfpflicht braucht.» Die Impfpflicht müsste aber auf jeden Fall befristet sein, fügt Fehr an.

Die SP-Politikerin übt im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger» auch Kritik an der Politik der SVP. Man befinde sich «in einer politischen Situation, in der die grösste Partei des Landes als Impfskeptikerin auftritt. So etwas gibt es nirgends in Europa», sagt Fehr. Das habe der Impfkampagne den Schwung genommen.

Fehr wünscht sich «rhetorisches Abrüsten»

Die Zürcher Regierungsrätin wünscht sich, dass die Diskussion rund ums Impfen und die Corona-Massnahmen weniger emotional geführt würde. Jede und jeder solle den «rhetorischen Feuereifer ein bisschen mässigen und so zur allseitigen Abrüstung beitragen», schreibt sie in einem längeren Beitrag auf ihrem Blog.

Sie sei sehr froh, habe sich die Situation nach der Abstimmung über das Covid-Gesetz Ende November beruhigt, führt sie dazu im Interview aus. Doch sie nimmt die Impf- und Massnahmenbefürworter in die Pflicht: Es sei die Aufgabe der Vernünftigen, etwas vernünftiger zu sein, «auch wenn das an den Nerven zerrt».

Sie zeigt sich auch selbstkritisch

Dabei nimmt sich Fehr auch an der eigenen Nase. Sie habe in der Pandemie ihre Nerven «schon nochmals etwas trainiert», sagt sie rückblickend. «Anfangs war ich manchmal einfach hässig.» Nun versuche sie, sich auf die positiven Dinge zu fokussieren.

Was die kommende Zeit betrifft, sagt Fehr, sie rechne damit, dass nun «ein paar ganz harte Wochen» bevorstünden. Vor allem für das Gesundheitswesen und die Schulen. «Diesen Menschen kann man gar nicht genug danken für die Nerven, die sie behalten.»

Man müsse sich wohl darauf einstellen, dass das Virus stärker saisonal sei, als man das gehofft habe. «Im Winter wird es künftig wohl eher ein Herunterfahren geben.» Statt Weihnachtsapéros müsse man sich deshalb vielleicht überlegen, in den nächsten Jahren «Mittsommerapéros» zu machen. «Aber grundsätzlich entwickeln wir eine immer stärkere Grundimmunität, die uns mittelfristig vor diesem Virus schützt. Mit einem realistischen Optimismus werden wir gut fahren», ist Fehr überzeugt. (lha)

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