Italien als Vorbild
Drei SVP-Bauern protestieren gegen Laborfleisch

Italien hat kürzlich künstliches Fleisch verboten hat. Nun wollen drei SVP-Nationalräte, dass die Schweiz nachzieht.
Publiziert: 22.11.2023 um 00:57 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2023 um 09:00 Uhr
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Die SVP-Nationalräte Didiel Calame (NE)...
Foto: keystone-sda.ch
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Lucie Fehlbaum

Für einige ist es ein Frankenstein-Produkt. Für andere ist es die beste Möglichkeit, Fleisch zu geniessen, ohne dass die Tiere leiden: Fleisch, das im Labor aus tierischen Gewebezellen hergestellt wird.

Doch kürzlich hat Italien wegen gesundheitlichen Bedenken und um die Viehzüchter zu schützen, die Herstellung und den Verkauf von künstlich hergestelltem Fleisch verboten. Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida (51), Schwager der Ministerpräsidentin Georgia Meloni (46), begrüsste den Entscheid.

«Es hat mir die Eingeweide umgedreht»

Auch hierzulande inspiriert die Nachricht. «Bravo, Italiener!», sagte Didier Calame (51). Der frisch gewählte SVP-Nationalrat ist Landwirt und Bio-Züchter in Les Planchettes NE. Ende Juli hatte ihm die Nachricht, dass die Migros ab 2030 Fleisch aus dem Labor verkaufen könnte, «die Eingeweide umgedreht», sagt er. «Als Fleischproduzent empfinde ich das als unlauteren Wettbewerb.» Er zweifle an der gesundheitlichen Qualität der Produkte und der Herstellung, so der Biobauer.

Er versteht den Zweck von Labor-Fleisch nicht. «Wir verbieten Pflanzenschutzmittel, die Mentalität ist auf gesunde Produkte ausgerichtet, aber wir wollen Fleisch aus dem Labor essen?»

Zu früh für ein Verbot

Bereits im April dieses Jahres wandte sich der Freiburger SVP-Nationalrat Pierre-André Page (63) mit einem Vorstoss an den Bundesrat. Als Meisterlandwirt forderte der SVPler die sieben Magistraten auf, die Produktion von Kunstfleisch in der Schweiz zu verbieten und den Export zu untersagen.

Die Antwort: Es sei zu früh. Zu diesem Zeitpunkt war in der Schweiz noch kein Bewilligungsgesuch eingereicht worden. Der Bundesrat war der Ansicht, dass ein präventives Verbot dieser Technologie «eine nicht notwendige und unverhältnismässige Massnahme» darstellen würde.

Schweizer Konsumenten in Versuchung

Doch nun ist es so weit. Im Juli tauchte der erste Antrag auf, der von dem israelischen Start-up-Unternehmen Aleph Farms stammte. Es stellt synthetische Steaks her, die man dereinst in den Regalen der Migros kaufen könnte. Der orangefarbene Riese investierte in das Unternehmen. Gemäss einer Umfrage wären fast 74 Prozent der Konsumenten daran interessiert.

Jacques Nicolet (58), ebenfalls SVP-Nationalrat und Landwirt, gehört nicht dazu. Auch er hat einen Vorstoss eingereicht und spricht von «besorgten» Landwirten, fordert Regeln und einen klaren Rahmen für die Herstellung synthetischer Lebensmittel, insbesondere auch Milchprodukte. 

Erst 2030?

Bis das künstliche Entrecôte auf unseren Tellern landet, dürfte es noch dauern. So sagte ein Migros-Sprecher im letzten Sommer, als das Gesuch eingereicht wurde, das synthetische Fleisch werde wahrscheinlich zuerst in gehobenen Restaurants angeboten. Für die Supermärkte nannte er das Jahr 2030 als Zeithorizont.

Künstliches Fleisch ist nicht mehr so teuer. Im Jahr 2013 kostete der allererste im Labor kreierte Hamburger fast 330'000 Franken. Mittlerweile wurde der Preis auf rund neun Franken gesenkt. Mehr als 70 Unternehmen versuchen sich an der «Zucht» von künstlichem Fleisch.

Ein potenziell saftiger Markt, den die Schweiz gierig beobachtet. So schreibt der Bundesrat in der Antwort auf den Page-Vorstoss: «Die Schweizer Wirtschaft würde benachteiligt, wenn solche Produkte von ausländischen Unternehmen importiert und auf den Markt gebracht würden, anstatt in der Schweiz hergestellt zu werden.» 

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