Hat sie ihn beim Lästern erwischt?
Ständerätin Gmür belauscht Ex-SBB-Chef Weibel im Zug – und ist hässig

Lauschangriff im Zug: Mitte-Ständerätin Andrea Gmür berichtet auf X über ein «Aufeinandertreffen» mit Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel. Seine Äusserungen bringen die Parlamentarierin in Rage. Weibel selbst sieht diese jedoch als völlig unverfänglich. Um was geht es?
Publiziert: 13.02.2025 um 18:13 Uhr
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Öffentliche Personen sind gut beraten, im Zug nicht zu laut zu plaudern.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Ex-SBB-Chef Weibel im Zug belauscht. Ständerätin Gmür kritisiert seine Äusserungen
  • Weibel bestreitet Kritik, er bereitete sich auf Vortrag über Westschweizer Fahrplan vor
  • Vor drei Jahren lästerte ein Stabsoffizier im Zug über Amherd
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Wer im übervollen Zug zwischen Bern und Zürich zu laut plaudert, läuft schnell Gefahr, dass andere mithören. Schon in der Vergangenheit haben Pendlergespräche für politischen Sprengstoff gesorgt.

Am Mittwoch wurde auch Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel (78) Opfer eines solchen Lauschangriffs. Die «Täterin» war jedoch nicht etwa eine Journalistin, sondern Mitte-Ständerätin Andrea Gmür (60). Die Luzernerin berichtete auch gleich auf dem Kurznachrichtendienst X vom «Aufeinandertreffen».

Hat der Ex-SBB-Chef etwa zu laut gelästert?

So habe sie mit Interesse zugehört, wie Weibel erklärte, wer im Uvek und bei den SBB keine Ahnung habe und wie die nächste «Geländekammer» aussehen müsse, um die Bahn richtig aufzustellen, schreibt die Ständerätin im Beitrag.

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Zudem wolle sich Weibel auch bald zur «Weidmann-Liste» äussern, so Gmür. Wie im November 2024 bekannt wurde, kostet der nächste Ausbauschritt nämlich rund 14 Milliarden Franken mehr. Eine Expertengruppe der ETH Zürich unter der Leitung von Ulrich Weidmann (61), Professor für Verkehrssysteme, soll für Verkehrsminister und Uvek-Chef Albert Rösti (57) bis im Herbst die Ausbauprojekte des Bundes priorisieren. «Uff, bin gespannt», kommentierte Gmür.

Hat Weibel etwa zu laut über seine Nachfolger bei den Bundesbahnen gelästert? Auf Anfrage von Blick reagiert er belustigt: Er habe sich nur mit einem Kollegen auf einen Vortrag in Lausanne VD vorbereitet. Dort werde er über den Fahrplan in der Westschweiz referieren. Die aktuelle Richtung, die der Bund einschlägt, finde er gut.

Letztes Jahr sparte Weibel nicht mit Kritik

Noch letzten Sommer äusserte sich Weibel kritisch gegenüber dem Bahnausbau. Er forderte gar ein «Moratorium». Und Ende Jahr forderte Weibel ein «Machtwort», wie es etwa der damalige Verkehrsminister Adolf Ogi (82) beim Ausbauprojekt Bahn 2000 tat. «Das Machtwort ist mittlerweile gekommen», sagt Weibel. Die Evaluierung durch die ETH Zürich sei sinnvoll. «Aber natürlich bin ich gespannt auf das Resultat.»

Vielmehr findet es Weibel eigenartig, dass Ständerätin Gmür, die vor kurzem noch als Bundesratskandidatin gehandelt worden ist, ihn nicht angesprochen habe. «Ich dachte noch, dass ich die Frau im Abteil nebenan kenne», sagt er.

Gmür schüttelt über Weibels Worte den Kopf: «Ich hatte mir kurz überlegt, mich vorzustellen», sagt sie. Doch aufgrund der Äusserungen des ehemaligen SBB-Chefs habe sie sich dagegen entschieden.

Weibels Äusserungen seien daneben

Laut Gmür hat sich Weibel nämlich – gut hörbar für die anderen Zugreisenden – bei seinem Kollegen über den Bund und die SBB geäussert. «Man wurde den Eindruck nicht los, dass er der Einzige ist, der das Bahngeschäft versteht», sagt Gmür.

Konstruktive Kritik sei immer gewünscht, aber die Welt habe sich seit dem SBB-Abgang von Weibel vor bald 20 Jahren verändert, fährt Gmür fort. Mit seinen Äusserungen passe Weibel in eine Reihe anderer älterer, ehemaliger Führungspersonen. Auch beim Verteidigungsdepartement gebe es diese. «Sie haben Mühe damit, dass ihre Meinung nicht mehr gleichermassen gefragt ist», sagt Gmür. Das sei bedauerlich – vor allem auch deshalb, weil dadurch die Arbeit der aktuellen Führungspersonen immer wieder behindert werde.

Belauschen im Zug ist keine Seltenheit

Die Parlamentarierin spricht damit auch einen anderen Zug-Eklat an: Vor knapp drei Jahren lästerte ein Stabsoffizier der Schweizer Armee im Intercity über Verteidigungsministerin Viola Amherd (62) – und plauderte auch gleich die Armee-Einschätzungen zum Krieg in der Ukraine aus. Nur blöd, war sein Sitznachbar ein Journalist von CH Media, der sich alles notierte. Einige Monate später wurde der Offizier freigestellt.

Mit dem Belauschen im öffentlichen Verkehr befasste sich im Übrigen bereits lange zuvor der Presserat – nämlich im Jahr 2012. Dies, nachdem zwei Zeitungen in ihrer Politklatsch-Rubrik Äusserungen genutzt hatten, die sie in einem Zugabteil aufschnappten.

Das Fazit: Zufällig andere Personen zu belauschen und dies aufzuschreiben, sei keine unfaire Methode. Jedenfalls, solange das Thema von öffentlichem Interesse ist.

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