Verzögern Einsprachen den Bahnausbau noch weiter?
BAV-Direktorin schlägt wegen Gärtlidenken Alarm

Der Bahnausbau in der Schweiz stockt – aus zahlreichen Gründen. Die neue BAV-Direktorin Christa Hostettler warnt nun insbesondere vor dem grossen Widerstand gegen Rangier- und Abstellflächen. Denn ohne sie könne sich die Bahn nicht weiterentwickeln.
Publiziert: 07.01.2025 um 13:39 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2025 um 13:40 Uhr
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Der Widerstand gegen Rangier- und Abstellflächen seien das grösste Problem für den Bahnausbau, sagt BAV-Direktorin Christa Hostettler.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Bahnausbau verzögert sich durch Widerstand gegen Rangier- und Abstellflächen
  • BAV-Direktorin warnt: Ohne diese Flächen kann sich Bahn nicht weiterentwickeln
  • BLS stoppte 2022 Planung neuer Werkstätte wegen Bevölkerungswiderstand
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Beim Schweizer Bahnausbau harzt es an jeder Ecke. Länger und viel teurer droht er zu werden, teile der Bund im letzten Jahr mit. Doch eigentlich will er auch bei der Bahninfrastruktur sparen. Und wäre das alles noch nicht genug, behindern immer wieder Einsprachen neue Projekte der Bahnunternehmen.

Christa Hostettler (50), die neue Direktorin des Bundesamts für Verkehr (BAV), schlägt nun insbesondere bei letzterem Alarm: Der Widerstand gegen den Bau von Rangier- und Abstellflächen sei ein grosses Problem. «Ohne diese Flächen kann sich die Bahn nicht weiterentwickeln», warnt Hostettler im Interview mit der «Solothurner Zeitung».

Langwierige Standortwahl für wichtige Bahninfrastruktur

Der Abwehrreflex «nicht vor meiner Haustür» nimmt laut der BAV-Direktorin immer weiter zu. Verzögert sich dadurch der Bahnausbau noch mehr?

Auf Anfrage von Blick tritt das BAV auf die Bremse. Inwiefern das Gärtchendenken die Wartungsinfrastruktur der Bahnunternehmen behindere, könne das Bundesamt nicht beziffern. Es stellt aber auch klar: Die Abstell- und Serviceanlagen seien essenziell für das Bahnangebot. «Da sie Voraussetzung für die Erbringung eines Angebots sind, müssen sie frühzeitig in die Angebotsplanung einbezogen werden», teilt das BAV mit.

Doch dafür Standorte zu finden, sei ein überaus mühsamer Prozess. Sowohl bei der Standortwahl als auch bei raumplanerischen Beurteilungen könnten sich die betroffenen Kantone, Gemeinden und die Bevölkerung äussern. Und beim abschliessenden eisenbahnrechtlichen Plangenehmigungsverfahren folgen entsprechende Einsprache- und Beschwerdemöglichkeiten. «All diese Verfahren beanspruchen viel Zeit und Ressourcen», teilt das BAV mit.

Bereits mehrere Projekte scheiterten in den letzten Jahren

Fälle aus der Vergangenheit verdeutlichen das Problem: So stoppte etwa die BLS 2022 die Planung einer neuen Werkstätte im Gebiet Chliforst in Bern aufgrund des grossen Widerstands aus der Bevölkerung. Und auch der Kanton Zürich musste 2021 aus demselben Grund die Planung von drei S-Bahn-Abstellanlagen im Zürcher Oberland einstellen.

«Man muss sich bewusst sein, dass Abstell- und Serviceanlagen Lärm verursachen können, dass es zusätzlichen Verkehr geben kann, und dass eine solche Anlage möglicherweise in der Nacht beleuchtet ist», schreibt das BAV. Sie bilden damit – trotz ihrer Wichtigkeit – den deutlich grösseren Störfaktor als Bahnlinien oder Bahnhöfe.

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