Hüben wie drüben kämpfen die Gegner und Befürworter der Konzernverantwortungs-Initiative (Kovi) mit harten Bandagen. Die Initiative will hiesige Unternehmen haftbar machen für ihre Tochterfirmen und abhängige Zulieferer im Ausland.
Nüchterner ging es am Dienstag im bernischen Gümligen zu. Gleich zwei Bundesräte hatten den Weg in die Traditionsschreinerei Röthlisberger gefunden.
Der Verwaltungsratspräsident Peter Röthlisberger zeigte auf, wie nachhaltig der Familienbetrieb in vierter Generation geführt wird. «Unsere Produkte sind Erbstücke», erklärte er. Doch obwohl die Firma zertifizierte Hölzer für die langlebigen Möbel verwende, könne er nie mit Sicherheit sagen, woher genau jedes einzelne Ursprungsmaterial komme.
Max Havelaar bietet keine Garantie
An diesem Punkt setzte Justizministerin Karin Keller-Sutter (56) an. Selbst das bekannte Label Max Havelaar biete keine Garantie, sodass ein Unternehmen auch mit solchen Produkten nicht immer sicher sein könne, dass alle von der Kovi geforderten Standards eingehalten würden. Das schade unserer Wirtschaft.
Für schädlich hält Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60) auch die Kriegsgeschäfte-Initiative, die Investitionen in Firmen, die auch militärische Güter herstellen, verbieten will. Sie sei unnötig, unrealistisch und wirkungslos, weil sie keinen Krieg verhindere.
Indischer Staatskonzern
Währenddessen schenken sich die Abstimmungskämpfer nichts. Nachdem die «NZZ am Sonntag» berichtet hat, dass die Bilder auf den Abstimmungsplakaten der Befürworter bearbeitet seien, landet die Grünliberale Partei den nächsten zweifelhaften Coup.
Auf ihren Kampagnenbildern werben sie mit dem Spruch «Ja zur Konzernverantwortungs-Initiative – Auch im Ausland müssen Schweizer Unternehmen Menschenrechte und Umweltschutz respektieren». Dahinter zu sehen ist eine Firma, die das umliegende Gewässer verschmutzt. Der Fauxpas: Das Kampagnenbild der GLP zeigt ein Kraftwerk in Indien. Das gehört in keiner Weise einem Schweizer Unternehmen, sondern dem indischen Staat.
Wasser predigen ...
«Die GLP fordert eine Sorgfaltspflicht für Schweizer Unternehmen – beim Gestalten ihrer Kampagne kommt sie dieser aber selbst nicht nach», kritisiert Leroy Bächtold (26) den Fehler. Der Jungfreisinnige ist Teil des von bürgerlichen Jungparteien gegründeten Komitees gegen Scheinheiligkeit. Für Bächtold ist das GLP-Beispiel typisch: «Man hält selber nicht ein, was man verlangt.»
Folgenschweres Versehen
Das Bild stammt von der Bildagentur iStock. Mit wenigen Klicks hätte man herausfinden können, dass es sich beim Unternehmen um das indische Kraftwerk Bharat Heavy Electricals Limited handelt.
Die GLP räumt ein, man habe tatsächlich nicht abgeklärt, um welches Kraftwerk es sich handle.