Eins zwitschern fürs Gezwitscher: Ein Kafi Luz fördert die Biodiversität. Denn Birn-, Kirsch- und andere Hochstamm-Bäume sind nicht nur Lieferanten wertvoller Rohstoffe für Hochprozentiges – sondern vor allem wertvolle Lebensräume für verschiedene Tiere und Pflanzen.
Was Grünen-Nationalrätin Christine Badertscher (41) vorschlägt, ist darum keine Schnapsidee. Die Bernerin, aufgewachsen auf einem Bauernhof, schlägt die Schaffung eines Schnaps-Kompetenzzentrums beim Bund vor. Obstbrände wie Träsch, Kirsch oder Vielle Prune seien ein «nationales Kulturgut» – und sollten deshalb besser geschützt und unterstützt werden, fordert sie.
«Leute sollen nicht mehr Schnaps trinken!»
«Ich sage nicht, die Leute sollten mehr Schnaps trinken!», stellt Badertscher klar, die als Co-Präsidentin des Vereins Hochstamm Suisse amtet. Doch sie wünscht sich, dass der Anteil an Schweizer Hochprozentigem im Schnapsglas steigt. Bei Hochstammbäumen sei das Schnapsbrennen eine wichtige Verdienstmöglichkeit, da viele Früchte zu wenig schön sind, um im Detailhandel verkauft zu werden. «Und wenn die Früchte nicht vermarktet werden können, wird ein grosser Teil der Hochstammbäume verschwinden.»
Für Schweizer Schnapsbrennereien gibt es laut Badertscher gleich mehrere Probleme: Einerseits müssen sie seit der Liberalisierung des Spirituosenmarktes in den 90er Jahren gleich viel Alkoholsteuern auf ihre Schnäpse zahlen wie ausländische Produzenten. Wegen der hohen Produktionskosten ist Schweizer Obstbrand aber ohnehin viel teurer als Hochprozentiges aus dem Ausland. «Es gibt Schätzungen, dass der Anteil von Schweizer Schnaps am Gesamtkonsum in der Schweiz seit der Liberalisierung von 80 auf 20 Prozent gesunken ist», sagt die Grünen-Nationalrätin.
Bund soll Massnahmen prüfen
Ausserdem sind Obstler nicht mehr in. «Die Jungen trinken heute Wodka und nicht mehr Kirsch», so Badertscher. Zu all dem komme hinzu, dass die Schweizer Schnapsbrenner seit 2015, als die Eidgenössische Alkoholverwaltung aufgelöst wurde, keinen kompetenten Ansprechpartner beim Bund mehr hätten.
Hier will die Politikerin ansetzen. Sie fordert den Bund in ihrem Vorstoss dazu auf, die Anstellung einer Fachperson, die sich gut im Thema auskennt und Brenner unterstützen kann, zu prüfen. Es gehe ihr nicht darum, mehr Subventionen zu fordern oder die Schnapswerbung zu fördern, betont Badertscher – auch angesichts der schwach ausgebauten Alkoholprävention hierzulande.
Die Forderung dürfte im Parlament auf fruchtbaren Boden fallen. Schliesslich hat sich die mächtige bürgerliche Bauernlobby im Parlament noch selten gegen die Unterstützung der Landwirtschaft gesträubt. Man sei gespannt auf die Antwort des Bundesrats, sagt Markus Ritter (56), Mitte-Nationalrat und Präsident des Bauernverbands. «Wir erachten das Anliegen als prüfenswert und werden es intern diskutieren.»