Nach Protesten von Obstbauern
Aargauer Kantonalbank überdenkt Schnaps-Idee

Die Aargauische Kantonalbank wollte keine Kredite für Alkohol-Produzenten und -Händler mehr vergeben. Nach empörten Reaktionen bei den Schnapsbrennern will die Bank das nochmals überdenken.
Publiziert: 16.02.2022 um 10:56 Uhr
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Die Aargauische Kantonalbank (AKB) hat den Schnapsbrennern den Geldhahn zugedreht – dies im Sinne der Nachhaltigkeit.
Foto: Keystone
Laura Montani

Nach dem Ja zum Tabakwerbeverbot für Jugendliche sorgt auch ein anderes Genussmittel für rote Köpfe: Die Aargauische Kantonalbank (AKB) hat den Schnapsbrennern den Geldhahn zugedreht – dies im Sinne der Nachhaltigkeit. Alle Unternehmen, die mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes mit hartem Alkohol erwirtschaften, sollen bei der AKB künftig keine Kredite mehr bekommen.

Was die Bank nicht bedacht hatte: Damit trifft sie auch viele Obstbauern und regionale Schnapsproduzenten. Und die zeigten sich in der «Aargauer Zeitung» entsetzt: «Für alle Landwirte, die immer noch mit Herzblut ihre Hochstammbäume pflegen, wird somit der fast einzige Absatzkanal von Hochstammkirschen abgewürgt», sorgt sich Andy Steinacher, Präsident der Aargauer Obstbauern. Auch SVP-Nationalrat Thomas Burgherr (59) kritisierte den Entscheid: «Die AKB vertritt mit ihrer Strategie eine einseitige politische Ideologie.»

AKB denkt nochmal nach

Der Protest zeigt Wirkung: Die AKB wird das Thema diese Woche nochmals aufgreifen, sagt Sprecherin Christine Honegger gegenüber Blick. «Die Abgrenzung bezüglich der Risiko-Nutzen-Analyse von harten alkoholischen Getränken zu Bier und Wein wirft Fragen auf.» Ob die Bank einen Rückzieher von ihren Kreditvergaberichtlinien macht, werde an der Bilanzmedienkonferenz am 22. Februar bekannt geben.

Wieso nebst Kernenergie, Waffen und weiteren auch die Produktion von Spirituosen in Zukunft nicht mehr finanziell unterstützt werden soll, begründet die Bank mit dem erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden, der durch Alkoholmissbrauch verursacht wird. Nebst eigens entworfenen Richtlinien hat die AKB die international anerkannten Ausschlusskriterien der Weltbank übernommen – darunter auch die Umsatzschwelle von 20 Prozent für harte alkoholische Getränke.

Andere Banken haben kein Problem mit Schnaps

Sollte der Schnaps aus dem Aargau ausgehen, können wir uns noch auf Hochprozentiges aus der Ostschweiz verlassen. Den mit dem Vieille Pomme aus dem Thurgau können wir weiterhin anstossen: «Nachhaltigkeitskriterien für Firmenkredite sind bei uns nicht in Kraft», so die Thurgauer Kantonalbank auf Anfrage. In Nachhaltigkeitsfragen verlasse sie sich auf einen Fachrat aus externen Experten.

Auch die St. Galler Kantonalbank finanziert zwar keine Geschäfte, die «gegen allgemein gültige Grundwerte verstossen». So weit wie im Aargau geht man aber nicht: «Wir kennen keine Einschränkungen in der Kreditvergabe, wie diese die AKB kürzlich kommuniziert hat.»

AKB allein auf weiter Flur

«Nachhaltigkeits- und Umweltkriterien für das gesamte Bankgeschäft» gibt es auch bei der Zürcher Kantonalbank. Sie will dazu beitragen, «Kundinnen und Kunden in eine nachhaltigere Zukunft zu begleiten», sagt die ZKB auf Anfrage. Die Produktion von Spirituosen ist jedoch kein Ausschlusskriterium für die Kreditvergabe.

Auch in Basel ist die Förderung der Nachhaltigkeit «integraler Bestandteil der Konzernstrategie», wie die Basler Kantonalbank mitteilt. Die Alkoholproduktion bleibt aber auch hier unberührt.

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