Der Staat als Alkoholproduzent – das klingt zuerst etwas absurd, ist aber zumindest finanziell tatsächlich wahr. Und das kam so: «Am Ende des 19. Jahrhunderts herrschte die Wahrnehmung, dass die Unterschicht dem Schnaps verfallen sei. Mit einem staatlichen Alkoholmonopol wollte man den Branntweinkonsum verringern und die Produktion und den Handel besser kontrollieren», sagt Juri Auderset, Historiker an der Uni Bern. Die Schweiz vergab also Konzessionen an Brenner, die den Alkohol dann an die Alkoholverwaltung abliefern mussten.
Das Verhältnis des Schweizer Staats zum Alkohol ist darum seit jeher zwiespältig. Einerseits ist der Alkohol eine gute Einnahmequelle: Wer im Supermarkt ein Bier kauft, zahlt automatisch auch die Biersteuer. Dasselbe gilt für Spirituosen. Einzig auf Wein mit bis zu 18 Prozent Alkohol wird, ausser der Mehrwertsteuer, keine zusätzliche Steuer erhoben.
Rund 400 Millionen Franken Einnahmen
Die Steuereinnahmen bringen gutes Geld. Im vergangenen Jahr betrug allein die Biersteuer 114,6 Millionen Franken. Dazu kommen 272,9 Millionen Franken aus der Spirituosensteuer.
«Die Biersteuer fliesst in die allgemeine Bundeskasse», sagt David Marquis von der Eidgenössischen Zollverwaltung. Anders sieht es bei der Spirituosensteuer aus. «90 Prozent des Reinertrags gehen an AHV und IV. Die anderen zehn Prozent gehen an die Kantone.» Diese müssen das Geld zur Bekämpfung von Suchtproblemen einsetzen.
4,2 Milliarden Franken Kosten
Andererseits, weil jeder Fünfte in der Schweiz zuviel Alkohol trinkt, verursacht der Alkohol der Gesellschaft aber auch enorme Kosten: rund 4,2 Milliarden Franken im Jahr, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schätzt. Alkoholkranke, vorzeitige Todesfälle oder Frühpensionierungen kosten die Wirtschaft etwa 2,2 Milliarden. Absenzen oder einfach schlechtere Leistung kosten geschätzte 1,2 Milliarden. Das Gesundheitswesen verbucht die Folgen von Alkoholismus mit 600 Millionen. Und Polizei und Justiz müssen etwa 250 Millionen dafür ausgeben.
Volksdroge Alkohol
Das BAG versucht, diese Kosten zu verringern: mit Prävention. Dafür bezahlt es jährlich rund eine Million Franken. Das ist zwar fast nichts verglichen mit den Kosten oder den Steuereinnahmen. Aber der Bund ist nicht der Einzige, der Alkoholprävention betreibt. «Die Kantone zählen zu den Hauptakteuren der Schweizer Alkoholpolitik», sagt BAG-Mediensprecher Daniel Dauwalder.
Und schliesslich gab der Bund auch noch einen Teil seiner Einnahmen ab. Das einst bundeseigne Profitcenter Alcosuisse, das Rohethanol im Ausland beschaffte, ist vom Bundesrat letztes Jahr verkauft worden.
Weniger Konsum, aber mehr Rauschtrinkerei. Alkoholismus ist die Sucht, die unsere Gesellschaft noch immer am meisten kostet. Die grosse BLICK-Serie mit neuen Zahlen, erschütternden Schicksalen und wertvollen Tipps.
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