Grosse wirtschaftliche Schäden
Wissenschaftler warnen vor dem Sparpaket des Bundes

Weniger ausgebildete Fachkräfte und weniger Investitionen in Forschung und Innovation: Eine Wissenschaftsallianz warnt vor einem Mittelabbau bei der Bildung und vor höheren Studiengebühren. Der Bundesrat solle das Entlastungspaket entsprechend überarbeiten.
Publiziert: 12:38 Uhr
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Aktualisiert: 13:02 Uhr
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Ein Zusammenschluss Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnt vor dem Sparpaket des Bundes.
Foto: keystone-sda.ch
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SDASchweizerische Depeschenagentur

«Sparmassnahmen bei Bildung, Forschung und Innovation verstärken den Fachkräftemangel und schaden der Schweizer Wirtschaft», schrieben mehrere Akteure des Bildungsbereichs am Dienstag in einer gemeinsamen Mitteilung. Das Positionspapier stammt von Swissuniversities, dem ETH-Rat, dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF), den Akademien der Wissenschaften Schweiz sowie der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung (Innosuisse).

Grund für die konzertierte Aktion ist das vom Bundesrat Ende Januar vorgestellte Entlastungspaket 2027. Darin sind Kürzungen der finanziellen Mittel bei Bildung, Forschung und Innovation in Höhe von mehr als 460 Millionen Franken pro Jahr vorgesehen. Der Bundesrat betont, dass es sich nicht um Sparmassnahmen handle, sondern um ein gedämpftes Ausgabenwachstum.

Sparprogramm und EU-Paket setzen Hochschulen unter Druck

Vertreterinnen und Vertreter des Schweizer Bildungs-, Forschungs- und Innovationsplatzes betonten, dass die finanziellen Mittel inflationsbereinigt schon heute zurückgingen, während die Zahl der Studierenden weiter zunehme. «Kurzfristige Sparüberlegungen schaden langfristig der Reputation unseres Forschungsplatzes», sagte ETH-Rat-Präsident Michael Hengartner in Bern vor den Medien.

Viele Studierende stünden schon heute finanziell unter Druck, gab Swissuniversities-Präsidentin Luciana Vaccaro zu bedenken. Höhere Studiengebühren verstärkten dieses Problem noch. «Mit ökonomischen Kriterien rekrutiert man nicht die besten Talente», sagte sie.

Die vom Bundesrat geplante Reduktion der Bundesbeiträge an Unis und Fachhochschulen könnte eine signifikante Erhöhung der Studiengebühren zur Folge haben. Wenn die vom Parlament beschlossene Erhöhung der Gebühren für ausländische Studierende einerseits und die im EU-Paket enthaltene Nichtdiskriminierungsklausel für EU-Ausländerinnen und -Ausländer andererseits umgesetzt würde, müssten Schweizerinnen und Schweizer für den Zugang an die ETH künftig rund 5000 Franken bezahlen, wie Hengartner vorrechnete. Das wäre etwa drei Mal so viel wie heute. Für Angehörige aus Drittstaaten betrügen die Gebühren sogar rund 15'000 Franken.

Führende Rolle der Schweiz bald weg?

Die Wissenschaftsallianz hielt unisono fest, dass der Fachkräftemangel durch die geplanten Massnahmen des Bundesrats weiter verstärkt würde. Schon heute würden beispielsweise zu wenige Ingenieure ausgebildet, sagte Hengartner. Die ETH in Lausanne habe die Zahl der Studienplätze bereits limitieren müssen. «Weniger Bundesmittel hiesse weniger Entdeckungen, weniger Innovation, weniger Start-ups, und das wäre schade.»

Auch der geplante Investitionsrückgang bei der Forschungs- und Innovationsförderung würde sich negativ auf die Schweizer Wirtschaft auswirken, warnte die Allianz. Ein vom Bund eingesparter Franken bedeute einen volkswirtschaftlichen Verlust von bis zu fünf Franken.

Der SNF werde gezwungen sein, die Finanzierung von 700 Forschungsprojekten abzuweisen, obwohl diese alle Kriterien für wissenschaftliche Exzellenz erfüllten, hiess es weiter. Laut SNF-Forschungsratspräsident Torsten Schwede läuft die Schweiz etwa Gefahr, ihre Führungsrolle in der KI-Forschung zu verlieren und vom Ausland abhängig zu werden.

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