Pläne für die Aufräumarbeiten immer konkreter
Munitionslager bei Mitholz wird geräumt

Der Bund plant für die Räumung des ehemaligen Munitionslagers bei Mitholz im Berner Oberland erste Sicherheitsmassnahmen im Sommer 2024 umzusetzen. Bis dahin führt er weitere Sondiergrabungen durch.
Publiziert: 19.10.2023 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2023 um 21:15 Uhr
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In der Gemeinde Mitholz befand sich ein Munitionsdepot der Armee.
Foto: Thomas Meier

Noch immer lauert in der Tiefe die Gefahr. Im Dezember 1947 war es im ehemaligen Munitionslager der Armee bei Mitholz im Berner Oberland zu grossen Explosionen gekommen. Das Depot stürzte teilweise ein, mehrere Menschen starben durch in die Luft geschleuderte Felsbrocken. Dutzende Häuser wurden zerstört, und es blieben einige Hundert Tonnen Sprengstoff in den Trümmern zurück. 

Nun werden die Pläne für die Aufräumarbeiten immer konkreter. Am Donnerstagabend informierte das Verteidigungsdepartement (VBS) die lokale Bevölkerung über den Projektstand und die ersten Massnahmen.

Bisher nur einen Bruchteil untersucht

Das Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung (Kamir) führe Sondiergrabungen im ehemaligen Bahnstollen, der zum Munitionslager führte und verschüttet wurde, durch. Im ersten Jahr dieser Untersuchungen seien rund 7300 Munitionsobjekte mit einem Gewicht von 14 Tonnen sowie rund 18,5 Tonnen Handwaffenmunition geborgen worden, teilte das VBS mit.

Bei den bisher geborgenen Objekten seien die Zünder in einem guten Sicherheitszustand gewesen. Dies sei für die sichere Durchführung der Räumung eine gute Nachricht. Jedoch müsse berücksichtigt werden, dass es sich dabei um wenige Prozente der erwarteten 1500 Tonnen umsetzungsfähiger Munition handle.

«Grosse» Unsicherheiten blieben also weiter, schrieb das VBS. Diese könnten erst nach dem Öffnen des Bahnstollens ab dem Jahr 2032 ausgeräumt werden. Gemäss VBS dauern die Sondiergrabungen bis im Frühjahr 2024. Sie würden «wertvolle» Erkenntnisse zur Lage, zur Menge und zum Zustand der verschütteten Munition liefern.

Steinschlaggefahr muss reduziert werden

Damit die Arbeiten im Bereich möglicher grosser Munitionsvorkommen starten könnten, müsse das Explosionsrisiko auf ein akzeptables Mass gesenkt werden. Im Bahnstollen herrsche grosse Steinschlaggefahr und herabfallende Felsblöcke könnten Explosionen auslösen. Um dies zu verhindern, werden im Bahnstollen lokale Steinschlagmassnahmen umgesetzt.

Hinzu werde das bestehende Mess- und Alarmierungssystem mit zusätzlichen Sensoren ergänzt. Diese Massnahmen dienen laut VBS dazu, die betroffene Bevölkerung sowie Verkehrsteilnehmende der nahegelegenen Strasse und der Bahn zu schützen.

Für die Umsetzung der Steinschlagschutzmassnahmen müsse ein Teil der Ortschaft Mitholz temporär evakuiert werden. Betroffen seien elf Personen von fünf Liegenschaften, die zwischen Ende Juni und Mitte September unter der Woche nachts nicht in ihren Häusern sein dürften. Dies, weil das VBS Arbeiten ausserhalb der Hauptverkehrszeiten plane.

Das VBS gehe davon aus, dass 3500 Bruttotonnen Munitionsrückstände, Gebinde und Schrott noch im Berg liegen. Für die Räumung des Munitionslagers bewilligten die eidgenössischen Räte im vergangenen September einen Kredit von 2,59 Milliarden Franken. (SDA)

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